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Samstag, 26. Dezember 2020

Liebe Virginia

Liebe Virginia, Deine kleinen Freunde haben nicht recht

Ich bin 8 Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, es gibt keinen Weihnachtsmann. Papa sagt, was in der "Sun" steht, ist immer wahr. Bitte, sagen Sie mir: Gibt es einen Weihnachtsmann?

Diese Frage hat 1897 der beste Kolumnist dieser Zeitung beantwortet. Seine Antwort erschien bis zur Einstellung der Zeitung im Jahre 1950 jedes Jahr zu Weihnachten.

Virginia, Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie glauben nur, was sie sehen; sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt.

Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Es gibt ihn so gewiss wie die Liebe und Großherzigkeit und Treue. Weil es all das gibt, kann unser Leben schön und heiter sein.  Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe! Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie - gar nichts, was das Leben erst erträglich machte. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das Licht der Kindheit, das die Welt ausstrahlt, müsste verlöschen. Es gibt einen Weihnachtsmann, sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben.

Gewiss, Du könntest deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht - was würde das beweisen? Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts.

Die wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken - geschweige denn sie zu sehen -, das vermag auch nicht der Klügste auf der Welt. Was Du auch siehst, Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönsten Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter.  Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal alle Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter zu erkennen sein.

"Ist das denn auch wahr?", kannst Du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer und nichts beständiger.  Der Weihnachtsmann lebt, und er wird ewig leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen. Frohe Weihnacht, Virginia.

Dein Francis Church.

Die zweite Weihnachtsgeschichte Hier klicken  

Freitag, 3. Januar 2020

Tjaden tappt (441)

"Sie haben Ihr Ziel erreicht."
Foto: Heinz-Peter Tjaden 
Geht auch anders

Kann man machen. Ich radele von Großburgwedel nach Kleinburgwedel. Eine Radlerin mit Hund an der Leine kommt mir entgegen, hält auf mich zu. Ich muss absteigen. Sie steigt ebenfalls ab. Sagt: "Meines Hundes wegen radele ich absichtlich so." Muss man aber nicht.

Kann man fragen. Ich radele von Engensen nach Wettmar. Ein Dreikäsehoch krabbelt über den Radweg. Sein Bruder passt auf sein eigenes und auf das Fahrrad seines Bruders auf. Die Mutter ruft: "Pass auf. Ein Radfahrer." Der Kleine rappelt sich auf. Fragt: "Wie heißt du?" Ich antworte: "Peter." Er fragt: "Was ist denn das für ein Name?" Muss man nicht fragen. 

Samstag, 31. August 2019

Tjaden tappt (414)

So sieht das Kastensystem
"Pax Nexus" von Ikea aus. 
Der Gott der Kästen

27. August 2019. Bei Facebook werde ich jeden Morgen gefragt, was ich gerade mache. Heute lautet die Antwort: Ich begebe mich in eine andere Welt, die beim Schreiben erst entsteht. Der passende Titel ist mir noch nicht eingefallen. Der Arbeitstitel lautet "Der Gott der Kästen". Meine Geschichte beginnt so:


Ich spüre den Stich der Nadel. Mehr spüre ich nicht.

Ein Wesen, das wie ein Schrank aussieht, der nur aus Kästen besteht, beugt sich über mich. Der Himmel über mir ist dunkelrot, der Boden unter mir gibt nach, wenn ich mich zu schnell bewege. Das Wesen hält einen Apparat an einen der Kästen. Etwas auf diesem Kasten hebt und senkt sich.

„Willkommen“, sagt das Wesen mit einer einschmeichelnden Stimme.

„Wo bin ich?“, frage ich das Wesen und schaue zum Himmel, der nun dunkelgrün ist.

„Das erfahren Sie noch früh genug. Folgen Sie mir bitte.“

Das Gelände ist flach, ich gehe so schnell wie das Wesen, um nicht einzusinken, die Schuhe, die mir jemand angezogen hat, sind schwer. Deshalb tun mir schon nach wenigen Schritten die Beine weh.

„Sie müssen diese Schuhe leider tragen“, sagt das Wesen. „Sonst würden Sie schnell den Kontakt mit dem Boden verlieren und davonfliegen.“

Das, was sich auf einem der Kästen bewegt, sind die Lippen des Wesens, denke ich. Ist dieser Kasten sein Kopf?

Die Pflanzen, die aus dem flachen Gelände ein buntes Farbenmeer machen, weichen vor uns zurück und rücken wieder zusammen, sobald wir weitergegangen sind. Das Wesen spricht weiter in diesen Apparat.

Wie von Geisterhand entsteht vor uns ein Gebilde, das ebenfalls aus Kästen besteht, die Kästen sind in ständiger Bewegung, die Form des Gebildes verändert sich in großer Geschwindigkeit.

„Wir leben eigentlich unter der Scheibe“, sagt mein Begleiter. „Aber Gäste empfangen wir über der Scheibe.“

Wir betreten das Gebilde, in einem der Kästen schweben wir nach oben, der Kasten öffnet sich für einen zweiten Kasten, in dem ein Wesen auf uns wartet, das auf einem viereckigen Stuhl sitzt.

„Willkommen“, sagt auch dieses Wesen.

Dieses Wesen spricht ebenfalls in einen Apparat. Die Kästen, aus denen dieses Wesen zusammengesetzt ist, sind größer als die Kästen meines Begleiters und bunter.

„Erst einmal möchte ich mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die wir Ihnen möglicherweise bereitet haben. Wir werden alles dafür tun, dass Sie sich auf unserer Scheibe wohlfühlen.“

„Ich muss heute Abend zu einer dringenden Besprechung“, sage ich.

Der Kasten, den ich für den Kopfkasten halte, rückt in dem Kastensystem ein wenig nach unten. Ich habe das Gefühl, dass mich das Wesen so besser sehen kann.

„Machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Sie werden genau in dem Moment wieder auf der Erde sein, in dem Sie die Erde verlassen haben. Das, was ihr Menschen Zeit nennt, kennen wir nämlich nicht.“

Alles in mir sträubt sich gegen diesen Gedanken, denn wo keine Zeit ist, kann sich auch nichts bewegen oder verändern. Da bin ich mir ziemlich sicher. Das Wesen errät meine Gedanken.

„Glauben Sie mir einfach. Ich führe sie jetzt ein wenig herum.“

Wir schweben mit dem Kasten durch das Gebilde. Die Schmerzen in meinen Beinen werden fast unerträglich. Das Wesen spricht in den Apparat. Seine Stimme klingt mitleidig.

„Wie dumm von mir“, sagt das Wesen. „Hier können Sie Ihre Schuhe ausziehen. Dann geht es Ihnen gleich besser.“

30. August 2019. Soeben als e-book erschienen. Hier klicken

31. August 2019. Nun auch als Print erhältlich. Hier bestellen

Dienstag, 3. Mai 2016

Tjaden tappt (116)

Die ehemalige Briefkastentante
Johannes Mario Simmel. 
Deshalb Peter Wilmers

"Warum steht auf Ihren Internet-Seiten eigentlich "Eingestellt von Wilmers Peter"?", hat mich kürzlich ein Bekannter gefragt, als er an seinem Computer meine Seiten www.burgdorferkreisblatt.de aufrief. Ich gab ihm darauf nur eine Antwort, obwohl es auf seine Frage eigentlich mehrere Antworten gegeben hätte: "Das war mein Pseudonym bei einer Nachrichtenagentur in Hamburg. Der Chefredakteur meinte, dass man nicht alle Artikel von mir unter meinem Namen verbreiten könne, weil ich einfach zu viel schreibe."

Bei dieser Nachrichtenagentur war ich zuständig für mehrere Ressorts, angefangen bei Jugend- und Musikthemen bis hin zur Sozialpolitik. Ich beschäftigte mich mit DDR-Krimis und DDR-Bands genauso wie mit Versuchen, bestimmte Organisationen in Misskredit zu bringen, meine Interviews mit Schriftstellern waren beliebt bei allen Tageszeitungen, meine ironischen Betrachtungen über Alltägliches wurden von Frauenzeitschriften gedruckt, die mich "Irene" oder "Sibylle" nannten. Als ich das eines Tages dem Bestsellerautor Johannes Mario Simmel erzählte, sagte er: "Das ist ja so ähnlich wie bei mir. Ich war mal Briefkastentante."

Jahre später entdeckte ich das Internet als Medium für Themen, die von anderen gern verschwiegen werden. Das hat mir nicht nur Zustimmung eingebracht. 2010 zerstörte jemand mein google-Konto, angemeldet wurde ich bei einem virtuellen Spielcasino auf Gibraltar und bei anderen Bezahl-Diensten, die mir Rechnungen schickten, die ich aber nie beglich. Ich richtete unter Peter Wilmers ein neues google-Konto ein - und schrieb weiter.

Schließlich hatte ich schon als 14-Jähriger einer Lokalredakteurin auf ihre Frage, was ich denn nach der Schulzeit werden wolle, geantwortet: "Ich will Redakteur und Schriftsteller werden."

Anschau-bar

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