Sonntag, 27. Dezember 2020

Tjaden tappt (572)

Ein kleiner Pieks für
Gertrud Haase. 

Nach dem Pieks ins Stadion?

Ein kleiner Pieks für eine 101-Jährige aus einem Berliner Seniorenheim, ein großer Stich für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Aber: Darf Gertrud Haase am 9. Januar auch in die Alte Försterei, wenn die "Eisernen" gegen Wolfsburg spielen? Das spricht dafür: Die Spiele der Elf von Urs Fischer sind dermaßen anregend, dass sie auch eine 101-Jährige fit halten können. Auch das spricht dafür: In der Alten Försterei werden sogar haushohe Favoriten wie jüngst Borussia Dortmund eingesargt, aber keine 101-Jährigen. Als Drittes spricht dafür: Urs Fischer ist Schweizer. 

Während sich Bundesinnenminister Horst Seehofer noch gegen eine bevorzugte Behandlung der 101-Jährigen ausspricht, ist das Schweizer Bundesamt für Justiz und das Schweizer Bundesamt für Gesundheit dafür. Laut "Blick" meint die Rechtsanwältin Ingrid Ryser im Namen dieser beiden Bundesämter: "Grundsätzlich ist es nicht ausgeschlossen, geimpfte und nicht geimpfte Personen rechtlich anders zu behandeln." Denn: Was private Veranstalter und Privatleute miteinander vereinbaren, sei deren Sache. 

Was in der Schweiz möglich ist, dürfte bei einem Verein, der mit Erfolg einen Schweizer beschäftigt, durchaus ebenfalls möglich sein.  


Samstag, 26. Dezember 2020

Liebe Virginia

Liebe Virginia, Deine kleinen Freunde haben nicht recht

Ich bin 8 Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, es gibt keinen Weihnachtsmann. Papa sagt, was in der "Sun" steht, ist immer wahr. Bitte, sagen Sie mir: Gibt es einen Weihnachtsmann?

Diese Frage hat 1897 der beste Kolumnist dieser Zeitung beantwortet. Seine Antwort erschien bis zur Einstellung der Zeitung im Jahre 1950 jedes Jahr zu Weihnachten.

Virginia, Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie glauben nur, was sie sehen; sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt.

Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Es gibt ihn so gewiss wie die Liebe und Großherzigkeit und Treue. Weil es all das gibt, kann unser Leben schön und heiter sein.  Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe! Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie - gar nichts, was das Leben erst erträglich machte. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das Licht der Kindheit, das die Welt ausstrahlt, müsste verlöschen. Es gibt einen Weihnachtsmann, sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben.

Gewiss, Du könntest deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht - was würde das beweisen? Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts.

Die wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken - geschweige denn sie zu sehen -, das vermag auch nicht der Klügste auf der Welt. Was Du auch siehst, Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönsten Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter.  Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal alle Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter zu erkennen sein.

"Ist das denn auch wahr?", kannst Du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer und nichts beständiger.  Der Weihnachtsmann lebt, und er wird ewig leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen. Frohe Weihnacht, Virginia.

Dein Francis Church.

Die zweite Weihnachtsgeschichte Hier klicken  

Sonntag, 20. Dezember 2020

Tjaden tappt (509)

Eine Zier für 
Fahrradlenker.
Foto: Tjaden
 
Mehr und hübs
cher

23. Juni 2020. Die Zahl der registrierten Corona-Neuinfizierten in der Region Hannover sinkt, die Mund-/Nase-Bedeckungen, die ich am Straßen- und Wegesrand finde, werden nicht nur zahlreicher, sondern auch immer hübscher. 

Zwischen der Statistik der Region Hannover und meiner Fundstatistik gibt es allerdings einen wesentlichen Unterschied: In meiner Statistik gibt es keine Dunkelziffer. Möglicher Grund: Ich bin nur bei Tageslicht mit meinem Rad unterwegs.

15. August 2020. Der R-Faktor der Maskenfunde liegt immer noch über 1. R-Faktor bedeutet in dieser Statistik Rückenbeug-Faktor.

30. August 2020. Da ich am Dienstag nach Madeira fliege, werde ich die nächsten Funde wohl vornehmlich in Funchal machen.

Die Fundstatistik für Madeira vom 1. bis 15. September 2020


Funchal ist gesegnet mit 
wegfliegenden
Masken.
R. dos Netos Funchal   6
Kathedrale Se Funchal  2
Uferpromenade Funchal  5
R. Santa Maria Funchal 1
Rathausbrunnen Funchal 2
Altstadt Funchal       1



Bunter Maskenherbst

1. Oktober 2020. Bevor der November grau wird, liegen am Wegesrand immer farbigere Masken - sogar mit echtem Gummiband. Maskenmodisch gesehen beginnt der Herbst also durchaus verheißungsvoll.Ich hoffe auf weitere attraktive Funde.

Eine Zier für Fahrradlenker

11. Oktober 2020. Diese Radtour hat sich gelohnt: Fünf Masken am Radweg von Kleinburgwedel nach Großburgwedel, eine Maske vor einem Supermarkt.Die Funde zierten zweifellos meinen Fahrradlenker (siehe Foto oben links).

Fast 250 Fundstücke

20. Dezember 2020. Ich beende die Sammelaktion mit fast 250 aufgelesenen Mund-Nase-Bedeckungen.     

Fundstellen und Zahl der Mund-Nase-Bedeckungen  seit dem 8. Mai 2020
Stand  20. Dezember 2020


  1. Radweg Kleinburgwedel Wettmar        13
  2. Radweg Schillerslage Burgdorf              14
  3. Weststadt Burgdorf                                4
  4. Vor Supermärkten                                28
  5. Radweg Hannover Isernhagen Süd      3
  6. Radweg Altwarmbüchen Neuwarmb.   2
  7. Radweg Hochbrücke Burgdorf              1
  8. Bushaltestelle Spittaplatz BU                 4
  9. Radweg Großburgwedel Burgdorf        4
  10. Kleinburgwedel Radenstraße                 5
  11. Wettmar Hauptstraße                           15
  12. Burgdorf Weserstraße                            1
  13. Burgdorf Feldstraße                                1
  14. Bahnhof Großburgwedel                         5
  15. Bushaltestelle Krankenhaus Gbw          1
  16. Radweg Engensen Thönse                      3
  17. Kindergarten Schillerslage                      2
  18. Hannoversche Straße Großburgwedel  17
  19. Radweg Kleinburgwedel Großburgw.    11
  20. Burgdorf Schmiedestraße                        3
  21. Burgdorf Bahnhofstraße                           3
  22. Burgdorf Spittaplatz                                  6
  23. Radweg Gbw Isernhagen HB                    2
  24. Burgdorf Schillerslager Straße                 10
  25. Großburgwedel von-Alten-Straße            4
  26. Burgdorf Marktstraße                                14
  27. Isernhagener Straße Großburgwedel        3
  28. Am Ortfelde Isernhagen NB                       1
  29. Schillerslager Straße Engensen                   2
  30. Radweg Isernhagen FB Großburgwedel    2
  31. Isernhagen KB Dorfstraße                            1
  32. Radweg Isernhagen KB Isernhagen HB     1
  33. Burgdorf Hannoversche Neustadt               1
  34. Burgdorf Finanzamtstunnel                          1
  35. Großburgwedel Rathaus                                2
  36. Radweg Engensen Wettmar                          3
  37. Burgdorf Marris Mühlenweg                         2
  38. Burgdorf Immenser Straße                            3
  39. Großburgwedel Fuhrberger Straße              2
  40. Großburgwedel Am Schützenplatz                1
  41. Burgdorf Wilhelmstraße                                  1
  42. Burgdorf Wächterstieg                                     1
  43. Burgdorf Poststraße                                         1
  44. Engensen Ramlinger Straße                            2
  45. Radweg Kleinburgwedel Fuhrberg                 1
  46. Burgdorf Schützenplatz                                     1
  47. Großburgwedel Berkhopstraße                       2
  48. Burgdorf Mühlenstraße                                     1
  49. Schillerslage Flachsfeld                                      1
  50. Burgdorf Höhenstraße                                       3
  51. Thönse Kleinburgwedeler Straße                     2
  52. Burgdorf Am Wall                                               1
  53. Burgdorf Rolandstraße                                       1
  54. Burgdorf Schlossstraße                                       1
  55. Schillerslage Wolfskuhlen                                    1
  56. Großburgwedel Kokenhorststraße                    1
  57. Radweg Gbw Bahnhof Kleinburgwedel              1
  58. Kleinburgwedel Tempelweg                                1
  59. Großburgwedel Schulzentrum                            1

Kreisblatt-Archiv 2020














Burgdorfer Schulen starten ins digitale Zeitalter
Bild 1 Karl-Heinz
Piepenbrink. Werbung
auf der Straßenseite.
Bild 2 Heinz-Peter
Tjaden. Stadtplan
auf der Rückseite.
Der eingeklemmte Stadtplanbetrachter

Wettmar-17. Mai 2020. "Kreisblatt"-Leser Karl-Heinz Piepenbrink hat sich ein Bilderrätsel einfallen lassen und fragt wahrscheinlich nicht nur sich selbst: Wem fällt denn sowas ein? 

Bild 1 zeigt Reklame. Drüber steht Information. Entstanden ist dieses Foto dort, wo es nach dem Umbau der Hauptstraße einen Kreisel gibt.  Früher gab es an der Ecke Hauptstraße/Am Rhaden einen Stadtplan. Ist der verschwunden?

Keinesfalls. Den gibt es noch. Sozusagen rückseitig. Beweist Bild 2, das "Kreisblatt"-Redakteur Heinz-Peter Tjaden gemacht hat. Wer sich zwischen den Gartenzaun und die vermeintliche Werbetafel klemmt, findet nahezu mühelos jede Straße in Burgwedel.  Man muss nur schlank genug sein. Ist man das nicht, hilft sicherlich der Nachbar beim Suchen.

5. Juni 2020. Inzwischen ist auch schon ein Fernsehteam vor Ort gewesen. Für den Stadtplan muss man sich allerdings immer noch verrenken.

Betr. Alltagsmasken im Rathaus

Die Mail, die bis zum 13. August 2020 ohne Antwort geblieben ist

Sehr geehrte Damen und Herren,

auf den Internet-Seiten der Stadt Burgwedel gibt es diese neue Mitteilung:


Im Zuge der Entscheidung über eine Maskenpflicht in Niedersachsen hat sich die Stadt Burgwedel dazu entschlossen, hier anzuknüpfen. Zwar besteht ab dem 27. April lediglich die Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase im ÖPNV und beim Einkaufen, aber die Stadtverwaltung spricht eine dringende Empfehlung aus, dies auch bei Besuchen im Rathaus zu tun.
Nach wie vor gibt es einen direkten Kundenkontakt derzeit nur in nicht aufschiebbaren Angelegenheiten und nur mit vorheriger telefonischer Terminvereinbarung. Wird ein solcher Termin wahrgenommen, sollten die Besucher*innen künftig eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Selbstverständlich, so Bürgermeister Düker, werden die Mitarbeitenden der Verwaltung ebenfalls eine entsprechende Maske tragen.
Diese Empfehlung gilt auch für Teilnehmer*innen an öffentlichen Sitzungen, wie z. B. der Ratssitzung am 7. Mai 2020.
In der neuen Verordnung des Landes Niedersachsen finde ich den Begriff "Alltagsmasken" (die nach Auffassung von Ärzten das beste Mittel zur Erhöhung der Ansteckungsgefahr sind) gar nicht, sondern eine verwirrende Anzahl von Möglichkeiten zur Mund-Nase-Bedeckung bis hin zu geradezu lächerlichen Vorschlägen (auch hier beziehe ich mich auf das Urteil von Ärzten). 
Benutzen Sie deshalb den Begriff "Alltagsmasken"? Wie sehen diese Masken aus, welche Eigenschaften haben sie, handelt es sich um sichere Masken, wo bekommt man diese sicheren Masken?
Ich bedanke mich für Ihre Antwort, die hoffentlich fundierter ist als die neue Verordnung des Landes Niedersachsen.

Heinz-Peter Tjaden
Up´n Kampe 6
30938 Burgwedel
24. April 2020

Vor 50 Jahren
gefürchtet. 
Missbrauchsskandal: Bürgermeister wüsste von nichts, wenn...?

Großburgwedel-15. November 2020. Ein ehemaliges Heimkind, das im Alter von elf Jahren in der Pestalozzi-Stiftung sexuell missbraucht worden ist, hat angeblich mit einem Brief die Burgwedeler Stadtverwaltung aufgeschreckt: Der Pastor-Badenhop-Weg soll noch in diesem Jahr umbenannt werden. Damit endet die skandalöse Würdigung von Hans-Georg Badenhop, der die Stiftung von 1960 bis 1984 geleitet hat.  Berichtet der "Marktspiegel" in seiner Ausgabe vom 14. November 2020 und zitiert Bürgermeister Axel Düker so: "Wenn uns der Brief des Opfers nicht erreicht hätte, wüssten wir von nichts." 

"Ich habe mir manchmal vorgenommen, nicht weiter zu leben", sagt Michael B. Er hat die Jahre 1978 bis 1982 in einem Heim der Burgwedeler Pestalozzistiftung verbracht. Immer in Angst, erzählt der 43-Jährige. Denn: "Der Heimleiter war fast zwei Meter groß und hatte Hände wie Schaufeln." Hände für Prügel. Die Michael B. nach seinen Angaben oft bekommen hat.

Der 43-Jährige: "Doch die ertrug ich als Kind und als Jugendlicher. Weil ich noch mehr Angst vor sexuellem Missbrauch hatte."

Steht seit dem 16. März 2010 im Netz. Damals lieferte ich der Vorsitzenden eines Runden Tisches des Bundestages, der sich mit der Geschichte von Kinderheimen zwischen 1950 und 1975 beschäftigte, alle Informationen, die ich bis dahin gesammelt hatte. Das war eine Menge und mit dem damaligen Leiter der Pestalozzi-Stiftung lernte ich jemanden kennen, der in ungewöhnlicher Offenheit mit dem Thema umging. Drei Monate später verabschiedete sich Pastor Andreas Seifert in den Ruhestand. 

Um die 30 Ehemalige haben sich Andreas Seifert zufolge in den vergangenen beiden Jahren bei der Pestalozzi-Stiftung in Burgwedel gemeldet: "Den meisten lag nur an der Akteneinsicht." Sechs Ehemalige hätten Vorwürfe erhoben, Michael B. sei der Siebte. "Darüber hinaus haben wir von drei ehemaligen Mitarbeiterinnen Berichte mit Vorwürfen erhalten, die die Berichte der ehemaligen Kinder und Jugendlichen übertreffen", so Andreas Seifert, der hinzufügt: "Alle Vorwürfe beziehen sich auf Schläge und Strafen und auf erniedrigende und entwürdigende pädagogische Maßnahmen."

Berichtete ich am 20. März 2010. Dann stellte ich einen Kontakt von Michael B. mit der "Nordhannoverschen Zeitung" her. Der damalige Burgwedeler Redakteur Martin Lauber berichtete ausführlich.

Ich berichtete weiter. Am 5. November 2012 schrieb ein ehemaliges Heimkind: "Ekelig war besonders, dass man dem Erzieher seinen Penis masturbieren musste, so lange bis er abspritzte."

Dienstag, 15. Dezember 2020

Corona-Fotos (VI)

 Fotografiert am 6. November 2020 in Großburgwedel und in Burgdorf (seit Anfang der Woche gilt auch im Freien die Mund-Nase-Bedeckungspflicht auf belebten Straßen und Plätzen, vor Schulen etc.)

Von-Alten-Straße in
Großburgwedel.
Astrid-Lindgren-
Grundschule in
Burgdorf. 

Der moderne 
Mann achtet auf
sein Mund-Nase-
Aussehen.

Fotografiert am 8. November 2020 (221 seit dem 8. Mai 2020 am Wegesrand gefundene Mund-Nase-Bedeckungen aus Burgwedel, Burgdorf, Isernhagen, Hannover und Funchal)

Die schönsten liegen vorn.












Fotografiert am 15. Dezember 2020 vor dem Edeka-Markt in Wettmar

Einfallsreich. 





Montag, 14. Dezember 2020

Tjaden tappt (571)

Von-Alten-Straße in 
Großburgwedel.

Montags vor dem nächsten Lockdown

Das kann nicht sein, denke ich. Doch: Es ist die von-Alten-Straße in Großburgwedel. 

"Das ist kein normaler Tag", meinen auch zwei Verkäuferinnen in einem der Märkte auf dem Weg in den Personalbereich. 

Mütter mit Kindern, Freundinnen und andere wollen noch schnell etwas einkaufen. Ich einen Gürtel. Meiner ist gestern geplatzt. Obwohl ich gar nicht dicker geworden bin. Einen Einkaufswagen suche ich vergeblich. Aber den Gürtel finde ich. Dann gibt es doch einen freien Korb mit Rollen und einem Griff, den ich aus dem Korb ziehen kann. 

An der Kasse vor mir steht eine Frau. Die Kassiererin, die eine Brille trägt, liest den Preis falsch ab. Entschuldigt sich.

"Mit Maske darf man nicht atmen. Dann beschlägt sofort die Brille."

Die Kassiererin korrigiert den Preis. Eine ältere Frau mit Rollator ist inzwischen die Schnellste im Markt. An mir kommt sie aber nicht vorbei. Ich bleibe der Nächste an der Kasse.

Draußen kommt mir eine Mutter mit zwei kleinen Kindern entgegen, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Nicht die Mutter, die Kinder. Die Mutter will in den Laden.

"Geht nicht", sagen ihre Kinder. "Du brauchst einen Einkaufswagen."

Ich will mir mein Fahrrad schnappen. Ein kleiner Mann kurvt mit seinem Mini-Rad an mir vorbei, will seine Mutter einholen, die den Markt vor ihm verlassen hat.

"Ich wollte mir nur schnell noch die Hände waschen", sagt er. "Kann ich da aber nicht." 

 

Tjaden tappt (570)

Foto: Patricia 
Kloppert

Den Verordnungen Vornamen verordnen

Sturmtiefs bekommen Vornamen. In diesem Jahr weibliche, im nächsten männliche.  Die Corona-Verordnungen sollten ebenfalls Vornamen bekommen. Damit die Übersicht nicht total verloren geht. Die erste Verordnung sollte Andreas heißen. Denn seitdem schränken wir Kontakte ein, unser Bundesverkehrsminister soll die wenigsten von allen haben. Die zweite Verordnung könnten wir Angela nennen. Seitdem waschen wir uns regelmäßig die Hände. 

Unsere Bundeskanzlerin wäscht ihre Hände sogar in Unschuld. Deswegen wartet auch der Kolumnist Schumacher von der "Berliner Morgenpost" immer noch vergeblich auf eine Entschuldigung für Fehleinschätzungen aus dem Kanzleramt. Auf Seite 1 der Sonntagsausgabe stellt er die Frage: "Was ist so schwer an zugeben, verzeihen, besser machen?"

Für die dritte Verordnung würde sich der Name Christian anbieten. Seitdem lüften wir regelmäßig. Die vierte Verordnung könnte Jens heißen. Seitdem schieben wir Einkaufswagen durch die Supermärkte. Für die fünfte Verordnung käme Markus infrage. Seitdem maskieren sich nicht nur Bankräuber.  Dann hätten wir da noch die sechste und die siebte Verordnung mit den Vornamen Olaf und Peter. Seitdem wird Geld verteilt, wenn irgendwo die Maschinen oder die Registrierkassen angehalten werden.  

Verordnungen, die außer Kraft gesetzt werden, würden sich sicherlich über den Vornamen Hendrik freuen. Denn diesen Virologen kann nichts mehr überraschen. Verordnungen, die verschärft werden, könnten Karl heißen. Denn dem SPD-Gesundheitsexperten Lauterbach können Verordnungen nie scharf genug sein. 

Donnerstag, 10. Dezember 2020

Corona-Virus (XIII)

 

Zeichen der Zeit. 
Scharfe Kritik an Drosten

Intensivmediziner Janssens fordert die Umstellung der Krankenhäuser auf Corona-Notbetrieb. Jedoch solle sich Virologe Drosten aus der Diskussion um Kapazitätsengpässe raushalten. Er verbreite „unnötige Angst“.

Die Welt, 3. November 2020

Die Corona-Wanne ist voll

„Der zweite Teil-Lockdown im Zuge der Corona-Pandemie zwingt Theater im ganzen Land zur Schließung – auch das Schlosspark Theater in Berlin ist betroffen. Dieses hat mit Dieter Hallervorden einen berühmten Intendanten, der sich nun vor Gericht wehrt: Nach Informationen der F.A.Z. klagt der 85-Jährige vor Gericht gegen die Zwangspause seiner Institution. Demnach habe der Entertainer beim Verwaltungsgericht Berlin einen Eilantrag eingereicht, der sich auf die im Grundgesetz festgesetzte Kunstfreiheit beruft. Das Gericht will den Antrag nun für eine Stellungnahme dem Senat vorlegen – schon Ende der Woche könnte darüber entschieden werden.“

Didi Hallervorden auf Facebook, 4. November 2020

Kunden bleiben weg

40 bis 50 Prozent der Käufer fehlten aktuell, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen, Mark Alexander Krack. Obwohl Geschäfte weiter öffnen dürfen, seien die Umsatzeinbrüche immens. Einen Grund für den Konsum-Verzicht sieht Krack darin, dass Restaurants, Cafés und Kulturstätten schließen mussten. "Es verwundert nicht, dass die Kunden dann wegbleiben", so Krack.

NDR, 7. November 2020

Impfstoff schützt zu über 90 Prozent

Die Welt wartet auf einen Impfstoff gegen das Coronavirus. Nun scheint eine baldige Zulassung in den USA und Europa möglich. Das Mainzer Unternehmen Biontech hat zusammen mit seinem US-Partner Pfizer erste Ergebnisse aus der laufenden, abschließenden Studie zu ihrem Impfstoff-Kandidaten vorgelegt. Demnach soll er einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung bieten. Bislang seien zudem keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten.

tagesschau, 9. November 2020

AfD-Abgeordnete müssen mit Konsequenzen rechnen

Die Proteste und Störungen im Reichstag während der Debatte über das Infektionsschutzgesetz könnten für die Beteiligten juristische Folgen haben. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble kündigte am Donnerstag an, dass die Verwaltung des Parlaments "alle rechtlichen Möglichkeiten" prüfen werde, um "gegen die Täter und diejenigen vorzugehen, die ihnen Zugang zu den Liegenschaften des Bundestages verschafft haben".

In einem an alle Abgeordneten des Bundestages verschickten Schreiben, das t-online vorliegt, spricht Schäuble von "sehr ernsten Vorfällen". "Sie haben unter Kolleginnen und Kollegen sowie bei Mitarbeitern vielfältige Befürchtungen und Ängste ausgelöst und können eine Atmosphäre schaffen, die einer freien und offenen Diskussion entgegensteht. Das dürfen wir im Deutschen Bundestag nicht zulassen."

t-online, 19. November 2020

tagesschau, 26. November 2020









Unions-Fraktionschef: "Wir werden zermürbt"

Ihr Parteifreund (gemeint ist Merkel) Brinkhaus grätscht dazwischen. Er sagt, es gebe noch keine Strategien für die Pflege, noch für Schnelltests oder Impfungen – das richtet sich an Gesundheitsminister Jens Spahn, der hinten auf der Regierungsbank sitzt und als einziger dort seine Maske nicht abgenommen hat. Und die Länder hätten es schleifen lassen, Pläne für die Schulen zu entwickeln. “Ich hätte mir konsequentere Maßnahmen gewünscht”, ruft Brinkhaus. “Dieses scheibchenweise Draufsetzen zermürbt uns alle.”


Corona-Pandemie Wort des Jahres

Kaum etwas hat 2020 so geprägt wie die Covid-19. Passend dazu lautet das "Wort des Jahres" diesmal "Corona-Pandemie". Das gab die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden bekannt. Mit der Aktion werden regelmäßig Begriffe gekürt, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben nach Ansicht der Jury sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben.

Süddeutsche Zeitung, 30. November 2020

US-Konzern beantragt Zulassung von Corona-Impfstoff

Der US-Pharmakonzern Moderna hat wie angekündigt als erstes Unternehmen die Zulassung für einen Corona-Impfstoff in der EU beantragt. Ein entsprechender Antrag sei bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur Ema eingereicht worden, bestätigte eine Moderna-Sprecherin.

n-tv, 1. Dezember 2020

Lockdown light bis 10. Januar

Die derzeit geltenden Beschränkungen des öffentlichen Lebens in Deutschland sollen bis zum 10. Januar verlängert werden. Darauf verständigten sich der Bund und die Ministerpräsidenten der Länder in einer Videokonferenz, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel am Abend mitteilte. Davon ausgenommen sind die verabredeten Lockerungen an Weihnachten und Silvester. Ziel bleibe es, mit dem weichen Lockdown die Zahl der Infektionen wieder auf einen Inzidenzwert zu drücken, der unter 50 Neuansteckungen in sieben Tagen bei 100 000 Einwohnern liegt. "Wir sind davon sehr weit entfernt im Durchschnitt", sagte Merkel. Am 4. Januar will die Runde in einer weiteren Zusammenkunft entscheiden, wie es mit den Corona-Maßnahmen weitergehen soll.

Süddeutsche Zeitung, 3. Dezember 2020

Nur Weihnachten mehr Kontakte

Niedersachsen nimmt die ins Auge gefassten Corona-Lockerungen über Weihnachten und den Jahreswechsel zurück. Das kündigte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Donnerstag im Landtag in Hannover an. Die geltenden Kontaktbeschränkungen auf maximal fünf Personen aus zwei Haushalten sollen lediglich vom 24. bis zum 26. Dezember auf 10 Verwandte zuzüglich von Kindern unter 14 Jahren ausgeweitet werden. Eltern können ihre Kinder bereits in der kommenden Woche vom Präsenzunterricht befreien lassen, damit weniger Kinder in den Klassen sitzen.

NDR Live-Ticker 10. Dezember 2020

Mittwoch, 9. Dezember 2020

Tjaden tappt (569)

Corona-Politik im und aus dem Gebüsch

"Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern."

Tatsächlicher Spruch von Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) 

"Von mir gibt es kein Geschwätz von gestern."

Erfundener Spruch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)

Wir müssen zusammenhalten, denn nur gemeinsam können wir es schaffen.  Hat Angela Merkel heute vor dem Deutschen Bundestag gesagt. Wir müssen uns nach der Wissenschaft richten. Sagte sie auch noch.

Nun heißt Zusammenhalt aber noch lange nicht, dass alle das gleiche tun. Sieht man an den Bundesländern. Kaum werden neue Corona-Maßnahmen publik, schlägt sich das erste Bundesland ins Gebüsch, dann das nächste, bis die Gebüsche nicht mehr reichen. Irgendwann kriechen die Bundesländer wieder hervor und beschließen neuere Corona-Maßnahmen, die sie im Moment der Veröffentlichung erneut in die Büsche treiben.

Zwischen immer schnellerer Flucht und immer voreiligerer Veröffentlichung wird auf die Buschtrommel geschlagen.  Wir haben die Schulen geschlossen. Die Kindergärten auch. War ein großer Fehler. Passiert uns nie wieder. Und schon sind die ersten Schulen wieder dicht. Man kann sich inzwischen nur noch darauf verlassen, dass das Ausgeschlossene morgen das Beschlossene ist.

Und sich nach der Wissenschaft richten, heißt noch lange nicht, dass die Richtung stimmt. Der verlässliche Corona-K0mpass müsste erst noch erfunden werden. Noch schlagen die Nadeln in verschiedene Richtungen aus.  Außerdem richtet sich die Politik gar nicht nach irgendeiner wissenschaftlichen Richtung aus. Ein Beispiel: Einigkeit besteht darüber, dass die Ansteckungsgefahr drinnen größer ist als draußen. Und was geschieht? Die Maßnahmen für drinnen ähneln immer mehr den Maßnahmen für draußen (siehe Maskenpflicht). Und noch schlimmer. Mit Ausgangssperren sollen die Bundesbürgerinnen und Bürger nach drinnen gezwungen werden. Sinnvoller wäre da doch wohl eine Spaziergangspflicht. Aber bitte ohne Maskenpflicht...

"Wir können nicht tolerieren, wie sich die Lage in Deutschland entwickelt", sagt Dietmar Woidke, SPD-Ministerpräsident von Brandenburg. Genauso eindrucksvoll fände ich den Satz "Wir werden es nie wieder tolerieren, dass es in Deutschland im Winter schneit."

Die Politik hat gewusst, was im Herbst und Winter geschehen wird. Gehandelt wurde nach einem alten Bundesbahn-Motto. Das lautete "Alle reden vom Wetter. Wir nicht." 


Sonntag, 6. Dezember 2020

Tjaden tappt (568)

Einfach die Feiertage neu sortieren

Die von mir angeregte Erfindung eines Feiertages, der auf Anhieb so wichtig wird wie Weihnachten und auch ein bisschen von Silvester hat, ist nicht mehr erforderlich. Immer mehr Politikerinnen und Politiker kommen zu der Einsicht, dass die vom 20. Dezember bis 1. Januar geplante Corona-Maßnahmen-Faststilllegung (CMFS) mit Covid-19 nicht zu machen ist. Das Virus gehört zu den Ungläubigen (nach katholischer Auffassung alle, die nicht katholisch sind). Auch Silvester mag es nicht so besonders. Vom Weihnachtsmann hält es ebenfalls  nicht viel. Für den wird schon über eine Ausgangssperre diskutiert. 

Not tut möglicherweise eine radikale Änderung der Feiertags-Reihenfolge. Ich habe es schon immer unlogisch gefunden, dass die Christenheit im Frühjahr den Tod von Jesus betrauert und im Winter seine Geburt feiert.  Logischer fände ich es, wenn man Jesus im Frühjahr zur Welt kommen ließe, alle 33 Jahre im Herbst seinen Tod betrauern, drei Tage später seine Auferstehung und im Dezember die Ausgießung des Heiligen Geistes feiern würde. 

Damit könnte sofort begonnen werden. Wäre am 25. und 26. Dezember Pfingsten, würde niemand die Corona-Maßnahmen stilllegen wollen, denn mit diesem Feiertag kann sowieso niemand etwas anfangen. Anfang April  wäre Weihnachten schon fast corona-frei, denn Ende März sind laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bereits sehr viele geimpft. Hoffentlich auch der Weihnachtsmann...

Donnerstag, 3. Dezember 2020

Tjaden tappt (567)

Wer erfindet ein zweites Weihnachten mit ein bisschen Silvester?

Der Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie ist, dass du in der Demokratie wählen darfst, bevor du die Befehle befolgst.

Charles Bukowski, geboren 1920 in Rheinland-Pfalz, gestorben 1994 in den USA

Kann mal jemand ganz schnell ein Fest erfinden, das auf Anhieb so wichtig wird wie Weihnachten? Und auch ein bisschen von Silvester hat? Dann hätten die Bundesregierung und die Landesregierungen nicht länger Probleme mit ihren Corona-Maßnahmen. Diese Probleme scheinen auch noch immer größer zu werden. Der Intelligenzwert der Bundesregierung und der Landesregierungen  ist inzwischen auf knapp über 0 gesunken.  Nun darf er nicht auch noch auf 0 sinken. 

Sonst lassen sich Bundesregierung und Landesregierungen demnächst noch Verlängerungen ihrer Corona-Maßnahmen einfallen, die auf 24 Stunden begrenzt werden.  Erst hat die Verlängerung 20 Tage betragen, nach Silvester soll sie 10 Tage betragen.  Man ist also auf dem besten Weg zu täglichen Verlängerungen. Außer Weihnachten. Da wird Corona beim Weihnachtsbraten ausgesessen. Und außer Silvester. Da wird Corona in die Luft geschossen. 

Deshalb ist ein zweites Fest, das so wichtig ist wie Weihnachten und auch etwas von Silvester hat, so dringend erforderlich. Beginnen sollte es am 2. Januar und am 23. Dezember sollte  es enden.  Dann gäbe es keine häppchenweisen Verlängerungen der Corona-Maßnahmen mehr und man könnte die Bundesregierung und die Landesregierungen endlich wieder verstehen. Noch besser verstünde man sie, wenn sie die beschlossenen Maßnahmen bis zum 31. März verlängern würden. Ohne Weihnachts- und Silvesterpauese.

Mittwoch, 2. Dezember 2020

Virenschutz (II)

Beeindruckende
Gesamtansicht.

Ross-man, was für ein Einkaufswagen

Der Einkaufswagen-Test in Supermärkten hat für Aufsehen bei der Kundschaft und für Selbstzweifel bei einigen Konstrukteuren gesorgt.  Nun sorgt der Einkaufswagen von Rossmann in Großburgwedel für Schlagzeilen. Eine lautet: "Den möchte Frau am liebsten mit nach Hause nehmen." Eine andere lautet: "Immer mehr Ehefrauen wollen Einkaufswagen behalten und ihre Männer bei der Reklamation wegen offensichtlicher Konstruktionsfehler abgeben."

Was aber ist so faszinierend an dem Einkaufswagen von Rossmann? Die Antwort: alles.

Das allgemeine Erscheinungsbild ist entzückend und verdient die Note 1 plus mit Sternchen.

Den Einkauf unter
die Lupe nehmen.
Die Grundausstattung ist mehr als eine solche. Gründe: Für die gemütliche Hausfrau gibt es eine funktionale rote Stange, für den sportlichen Hausmann befinden sich an den Enden der Stange zwei hervorragende Griffe. Der Clou an der Stange ist eine Lupe, die auch den kleinen Einkauf zum Großeinkauf werden lässt. Nicht weniger originell ist der rote dem Balkonkasten nachempfundene Behälter im Wagen-Inneren, der von den Kundinnen und Kunden im Frühjahr während eines längeren Einkaufs bepflanzt werden kann. Note 1 plus mit zwei Sternchen

Das Fahrverhalten: Federleichte Lenkung, ob geradeaus, ob nach links oder nach rechts, dieser Einkaufswagen ist stets folgsam. Note 1 plus mit drei Sternchen

Gesamtnote 1 plus mit zwei Sternchen