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Samstag, 1. Dezember 2018

Tjaden tappt (354)

Aus schlimmen Zeiten.
Pestalozzistiftung: Immer noch Kommentare

"Wie Heimkinder ihre Stimme fanden", lautet der Titel eines Artikels in der "Süddeutschen Zeitung" vom 27. November 2018. Begonnen habe alles Anfang 2003 mit dem Anruf einer Frau in der "Spiegel"-Redaktion. Dieser Anruf sei eine Reaktion auf eine Rezension eines Films über Kinderheime in Irland gewesen, geschrieben von Peter Wensierski. Die Frau habe über ähnlich schlimme Erfahrungen in einem deutschen Kinderheim berichtet. 

Peter Wensierski verfasste einen Artikel mit dem Titel "Die unbarmherzigen Schwestern" und 2006 das Buch "Schläge im Namen des Herrn". Doch: War das wirklich der Anfang? Nein. Ulrike Meinhof, die den meisten wohl nur als Terroristin bekannt ist, befasste sich schon viel früher als Redakteurin der "konkret" mit dem Thema. Ihr Film "Bambule-Fürsorge-Sorge für wen?" wurde Anfang der 70-er Jahre verboten. Es dauerte 24 Jahre, bis er ausgestrahlt wurde.

Über Kinderheime tuschelte man damals nur, einige bedauerten "die armen Kinder", kannten aber auch nicht viel mehr als Gerüchte. Jugendämter verschanzten sich hinter einer Mauer des Schweigens, das Jugendamt von Hannover genehmigte jeden Arzneimittelversuch in Wunstorf. Kinderheime lagen abseits, so manches NS-Gebäude war umgewidmet worden. 

Auch heute noch sind Heimkinder auf der Suche nach ihrer eigenen Sprache. Mit dem, was der Runde Tisch des Bundestages vor 10 Jahren erreicht hat, sind viele nicht zufrieden. Die Frage, warum die Aufarbeitung der Heimgeschichten 1975 endet, drängt sich auf.

Großburgwedels Heimgeschichte ist auch nicht ruhmreich. Vor über acht Jahren habe ich über die Pestalozzistiftung berichtet. Diese Berichte werden immer noch kommentiert. 

Sonntag, 27. August 2017

Splitter 8

Die ersten Werbeplakate hängen schon herum. 


















Buch statt Wahlkampf

Das ist doch wieder einmal typisch: Alle machen Wahlkampf. Angela Merkel schreibt ein Buch. Der Titel klingt zwar etwas sperrig, der Titel lautet "Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben", außerdem hätten gut und gerne 100 Seiten mehr dem Werk gut zu Umschlag gestanden, aber die Aufmerksamkeit der Medien ist ihr sicher.

Worüber Merkel schreibt? Das ist ein streng gehütetes Geheimnis des Verlages. Bis zum 24. 9. soll darüber nichts durchsickern. Der "Spiegel" vermutet, dass es sich um einen Roman im Stile von Rosamunde Pilcher handelt, der sicherlich sofort vom ZDF verfilmt wird, die "Süddeutsche Zeitung" will erfahren haben, dass es sich um ein politisches Buch handelt, mit dem Angela Merkel an die Doktorarbeit von Helmut Kohl anknüpfen will. 

Laut "Frankfurter Rundschau" soll für dieses Buch aber keinesfalls gelten, was für Kohls Doktorarbeit gilt: "Niemand, der mehr über Merkels Sicht auf die Ereignisse der Nachkriegszeit erfahren will, muss sich während des Lesens mit einer Beobachtung durch den Verfassungsschutz einverstanden erklären. Dieses Buch wird im Gegensatz zu Kohls Geheimschrift frei verkäuflich sein." Darauf habe der Verband der Deutschen Buchhändler bestanden.

Gerüchte, dass sich der Verkaufsstart verzögern könnte, weisen Autorin und Verlag zurück: "Wir schaffen das." 

Womit man rechnen muss, wenn man Kohls Doktorarbeit lesen will

Der erste Splitter

Der neunte Splitter


Montag, 24. Juli 2017

Tjaden tappt (224)

"Spiegel", Ausgabe 30/17
Der Unterschied zwischen Frau Westermann und Donald Trump

Frau Westermann ist einfach weiter geradelt. Wenn sie eine Einbahnstraßenregelung nicht verstand, als der Kirchenvorstand der Sankt-Petronilla-Kirche das Radfahren zwischen Kirche und Pfarrhaus verbot. Als die Küsterin aus Münster 83 wurde, bekam sie zum Geburtstag von der Kirchengemeinde eine Ausnahmegenehmigung. Berichtet der "Spiegel" am 22. Juli 2017. 

Auch Donald Trump gibt gern die Frau Westermann. Die Ausnahmegenehmigungen gibt er sich allerdings selbst. Das sind viele, weil dieser US-Präsident so gut wie nichts versteht. Das unterscheidet ihn von der Küsterin, die vor 13 Jahren im Alter von 92 Jahren gestorben ist. Doch nicht nur das. Frau Westermann hat auch nie den Pfarrer entlassen. 

Während sich bei Trump im Oval Office jede Woche neue Leute vorstellen, die sich Kritik am US-Präsidenten nicht einmal vorstellen können sollten, wenn sich in der folgenden Woche nicht wieder neue Leute bei Trump vorstellen sollen, hat sich Frau Westermann mit ihrem Pfarrer zwar oft gekabbelt, sein Stuhl hat aber nie gekippelt. 

Über Frau Westermann hat der "Spiegel" berichtet, ich dagegen habe Trump eine Bibel gewidmet. Diesen Unterschied können Sie hier bestellen. Die 24 als Verkaufsrang ist zwar schon ganz gut, aber der US-Präsident wird Platz 1 wollen. 

Sonntag, 29. Januar 2017

Tjaden tappt (185)

Seit 40 Jahren auf der Suche nach
besseren Deutsch-Kenntnissen.
Fotografiert von "Bild" Hannover
auf der Lister Meile, mit meinem
Hund "Einstein". 
Von mangelnden (Deutsch-) Kenntnissen "Spiegel"-, "Bild am Sonntag"- und meinerseits

In 40 Jahren habe ich mich vergeblich bemüht, meine "mangelnden Deutsch-Kenntnisse", die mir damals von dem Mainzer Professor Schwantag so öffentlichkeitswirksam bescheinigt wurden, dass darüber sogar die Fachschafts-Zeitung Wirtschaftswissenschaften der Johannes-Gutenberg-Universität berichtete und fortan immer wieder berichten wollte, weniger mangelhaft erscheinen zu lassen. 

Da aber seit jener Zeit viele Zeitschriften und Zeitungen mit ähnlich "mangelnden Kenntnissen" erschienen sind, erscheint mir Weiterbildung - auf welchem Gebiet auch immer - inzwischen nicht mehr erstrebenswert zu sein. Es ist also aller Schwantag Abend, da der "Spiegel" mit "Sankt Martin" aufmacht und "Bild am Sonntag" mit "Alternative für Deutschland", wenn es um den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz geht. 

Anne will zwar heute Abend immer noch fragen, ob "Schulz Kanzler kann", da das aber Sankt Martin und AfD nicht können, kann die Sendung eigentlich gestrichen werden. 

Wer nun meint, ich hätte "Spiegel" oder "Bild am Sonntag" heute gelesen, der irrt sich, ich habe mich nur bei der Suche nach Zigaretten zum Bahnhofskiosk in Burgdorf verirrt. Dort liegt so was herum. Möglicherweise bis zum 11. November. Dann ist Martinstag.

Da ich nicht so lange warten wollte, radelte ich anschließend (mit Zigaretten!) durch die Burgdorfer Weststadt. Dort zwitscherten sich Vögel den Winter aus dem Federkleid. Darüber freute ich mich - wahrscheinlich wegen meiner "mangelnden Deutsch-Kentnisse".

Amazon teilt mir übrigens soeben mit, dass meine Bücher auch schon in Italien gelesen werden - dort sollen die Deutsch-Kenntnisse ebenfalls mangelhaft sein...





Donnerstag, 1. Oktober 2015

Tjaden tappt (53)

Da ist Karasek 1980 nicht gern
reingegangen...
Liebe, Leid und Hellmuth Karasek

"Hellmuth Karasek hat bei vielen Menschen die Kenntnis und die Liebe zur Literatur, zum Theater und zum Film entscheidend erweitert und vertieft." Schreibt Bundespräsident Joachim Gauck an die Witwe des ehemaligen "Spiegel"-Kulturchefs, der mit dem "Literarischen Quartett" eine gewisse Fernseh-Berühmtheit erlangt hat. Mit diesem Satz bildete Gauck die Medienwirklichkeit ab. 

"Er liebte und litt an und mit der Literatur und war dabei immer ihr souveräner Vermittler und ein brillanter Unterhalter", ist die CDU-Kulturstaatsministerin Monika Grütters noch einen Medien-Schritt weiter gegangen als der Bundespräsident.

Als Redaktionsvolontär (Giesel-Verlag in Isernhagen, "Burgdorfer Kreisblatt" und Nachrichtenagentur "nordpress" in Hamburg) besuchte ich 1980 sechs Wochen lang die Hamburger Akademie für Publizistik. Die Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer kamen aus dem gesamten Bundesgebiet, machten eine Ausbildung bei Tageszeitungen, bei Modezeitschriften oder Reisemagazinen. Bunter gemischt konnte eine Gruppe gar nicht sein. Dennoch waren wir schon nach wenigen Tagen ein verschworener Haufen, der dem Referenten Hellmuth Karasek an zwei Tagen eine Nuss nach der anderen zu knacken gab. Darüber beklagte er sich beim Seminarleiter, und zwar so: "Ich erlebe eine Gruppendynamik, die mir bisher völlig unbekannt gewesen ist." Einen verschworenen Haufen kannte er vom "Spiegel" nicht, dort wurden immer neue Intrigen angezettelt - das ist bis heute so geblieben.

Besonders große Mühe gab sich ein Volontär, der eine unglaubliche Analyse über die Arbeit von Stanley Kubrick ("Lolita", "Uhrwerk Orange", "2001") verfasste, die Filme dieses amerikanischen Regisseurs würdigte und seine Ziele beschrieb. Als er seinen Vortrag beendet hatte, warteten wir gespannt auf das Urteil von Hellmuth Karasek. Doch von dem kam nur ein einziger Satz: "Sowas könnte im ´Spiegel´nie erscheinen." Was mich zu der Frage veranlasste: "Weil es zu gut ist?" Da drohte Karasek mit Abbruch, kam aber am nächsten Tag schlecht gelaunt wieder. 

Irgendwann ließ er den Satz fallen, dass der "Spiegel" das fördere, was oben schwimme. Darauf reagierte ich ebenfalls mit einer bissigen Anmerkung: "Was oben schwimmt, muss doch niemand mehr fördern." Karasek tat so, als habe er nichts gehört. 

Einige Jahre später förderte der "Spiegel" aber doch einen Autor, der noch nicht bekannt war: einen Schüler, der einen amüsanten und pfiffigen Roman über den Schulalltag geschrieben hatte. Als ich die Rezension las, fragte ich mich, ob der Rezensent das Buch überhaupt gelesen hatte, weil ich mit der Behauptung konfrontiert wurde, der Roman sei ein verzweifelter Aufschrei. Also fragte ich den Autor. Der antwortete: "Was Sie da sagen, habe ich mich auch gefragt. Aber egal, der Artikel war positiv."

Über solche Merkwürdigkeiten sprach ich in jenen Jahren mit Johannes Mario Simmel bei einem Interview in München. Als erfahrener Hase winkte er derlei Erscheinungsformen des Feuilletons in die Weiten des Unfassbaren: "Früher haben die mich nicht gelesen und zerrissen, heute lesen sie mich nicht und loben mich. Was soll ich damit anfangen?"

Ergo: Gauck hätte eigentlich schreiben müssen, dass Karasek die Liebe zur Literatur auch um nie gelesene Bücher erweitert hat, die Kulturstaatssekretärin hätte durchaus anmerken können, dass Karasek sogar an Büchern litt, die ihm nicht bekannt waren. 



Anschau-bar

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