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Wo diese Puppe liegt, liegen sonst Obdachlose. Foto: H.-P. Tjaden |
Lob und Flirts im MundMorgenstund hat Lob im Mund. Für mich vor einigen Minuten an der Bushaltestelle "Stadtfriedhof" in der Südstadt von Burgdorf, weil ich meine Zigarettenkippe nicht achtlos wegwerfe. "Spitze", sagt ein Mann zu mir, bevor er in den Bus steigt. Ein Obdachloser nimmt den grauen Behälter, in dem meine Kippe verschwunden ist, in Augenschein. Dieses Wort habe ich der "Neuen Woche" entnommen, die ich aus der Tankstelle im Berliner Ring mitgenommen habe. Die meisten Leute nehmen von dort nur den "Marktspiegel" mit.
Dass man Zigarettenkippen nicht wegwirft, habe ich auf Madeira gelernt. Nur Touristinnen und Touristen aus England verschandeln hin und wieder das helle Pflaster. Möglicherweise, damit sie die Riesenkähne wiederfinden, mit denen sie gekommen sind. Die Engländerinnen und Engländer kommen und gehen, die Obdachlosen bleiben ein Problem von Madeira. Sollen sie aber nicht, haben jüngst Künstlerinnen und Künstler bei einem Straßenprojekt in Santana gefordert.
Im Norden der Insel habe ich im März sehr viele nette Menschen kennengelernt. Wie im 29 Madeira Hostel in Funchal. Die Offensive, die dort eine Russin gestartet hat, weil sie mit mir tanzen wollte, blieb friedlich, sogar als sie mich fragte, ob ich mit ihr die Nacht verbringen wolle und ich ablehnte, weil in diesem Hostel meine Gedanken immer nur bei jener Frau sind, die mich eines Morgens fragte, ob das, was ich gerade schreibe, für sie sei. Dann lief sie lachend davon. Blieb aber in der Nähe.
Manchmal hat Morgenstund auch Flirts im Mund.