Montag, 28. September 2020

Tjaden tappt (543)

Über den Dächern von
Funchal. Foto: Patricia
Kloppert
Ich hätt´ da gern mal ein Problem (Bodo Bach)

Wenn in der Region Hannover von 500 Infizierten 16 ins Krankenhaus müssen, handelt es sich dann bei dem Corona-Virus um ein gefährliches Virus? Oder ist die Frage, ob es sich bei Covid-19 um einen Schornstein (viel Rauch um nichts) handelt, berechtigt? Diese Frage stellte mir das Institut, das sich die Corona-Maßnahmen für Madeira ausgedacht hat, als ich von der Blumeninsel zurückgekehrt war. 

Wenn sich der "Bild"-Kolumnist Franz Josef Wagner heute an den "lieben Herbst" wendet, den er gar nicht lieb findet, weil jetzt angeblich draußen (Grippe-Virus)  und drinnen (Corona-Virus) der Tod auf ihn lauert, bekommt er dann seine Drogen nicht mehr bei der Polizei, sondern muss sich erst noch einen anderen Dealer suchen, bevor er sich wieder beruhigt?

Wenn die Volksbank Hannover neuerdings im "Altkreis-Blitz" (der mich seit zwei Jahren mit falschen Anschuldigungen verfolgt) für ihre Bankgeschäfte wirbt, liegt dann der Verdacht nahe, dass ich ungefragt die Kosten trage? Schließlich bin ich unbestrittenerweise bis 2004 Mitglied dieser Bank gewesen und bekomme mein Geld trotz letztmaliger Erinnerung vom 16. Juli 2020 nicht zurück. Ist der "Altkreisblitz" für meine Euro ein besserer Ort als meine Geldbörse?

Samstag, 26. September 2020

Corona-Virus (XI)

Spahn warnt vor Feiern

Berlin-17. August 2020. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn warnt vor dem Hintergrund zeitweise steigender Zahlen bei Corona-Neuinfektionen vor Feierlichkeiten als Gefahrenquelle. Es gebe mehr Ansteckungen durch Reiserückkehrer, es gebe im ganzen Land aber auch lokale Ausbrüche, die meist mit Feiern zusammenhingen, sagte Spahn im ZDF-"heute journal". "Das ist das, was wir im Blick haben müssen über das Reisen hinaus", betonte der CDU-Politiker.

tagesschau

Diakonie-Chef prangert Zuständigkeitschaos an

Der Präsident des Sozialverbands Diakonie, Ulrich Lilie, stuft die Situation in deutschen Pflegeheimen weiter als dramatisch ein und fordert umfassende Reformen. "Es fehlt weiterhin flächendeckend an Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln", sagte Lilie der Zeitung "Welt". Außerdem vermisse er eine bundesweite Linie für Testungen. Die Angst vor einer zweiten Welle in den Einrichtungen sei groß. Es sei erschreckend, wie folgenlos alle Erfahrungen bisher geblieben seien, erklärte Lilie weiter.

Lilie verlangt, dass das Robert-Koch-Institut (RKI) zusammen mit den Gesundheitsämtern Leitlinien entwickelt, "damit alle wissen, wie sie künftig mit dem Infektionsgeschehen umgehen müssen". "Zuständigkeitschaos und widersprüchliche Regelungen" seien allesamt auf Kosten der Menschen gegangen, sagte der Diakonie-Chef weiter.


tagesschau

Regionalflughäfen vor der Pleite

19. August 2020. Infolge der Corona-Krise könnten in Deutschland mehrere subventionierte Regionalflughäfen vor der Pleite stehen. Auf kurze Sicht sei die Existenz von sieben der untersuchten 14 Regionalflughäfen bedroht, warnt eine Studie, die das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft für die Umweltorganisation BUND erstellt hat und die der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt.

ntv

Corona-Gefahr wächst wieder?

20. August 2020. Alle reden von wieder wachsender Corona-Gefahr. Ich nicht. Ein Blick in die Statistik reicht zur Widerlegung dieser Behauptung: In der 11. Kalenderwoche sind 5,9 Prozent der Corona-Tests positiv gewesen, in der 33. Kalenderwoche 0,96 Prozent. Dieser Vergleich ist natürlich mit der gleichen Vorsicht zu genießen, wie alle anderen statistischen Vergleiche, weil das Zahlenmaterial auf unterschiedliche Weise gewonnen wird. 

Leben rascher wieder normal als erwartet?

21. August 2020. Das Vorankommen von Pfizer und BioNTech bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Lungenkrankheit Covid-19 ist am Freitagmorgen an der Börse positiv aufgenommen worden. BioNTech sprangen auf Tradegate um 11 Prozent nach oben, während Pfizer-Aktien um 2,5 Prozent zulegten. "Das hat heute an den Finanzmärkten die Erwartung gestützt, dass das Leben rascher als bisher gedacht wieder zur Normalität zurückkehren könnte", schrieb Analyst Stephen Innes vom Handelshaus Axicorp. Sollte es tatsächlich einen Impfstoff gegen die Krankheit geben, würde "die Fahrt zur nächsten Klinik die weltweite Rezession quasi auf einen Schlag beenden", gab sich Innes euphorisch.

Finanzennet

Wo kommt das Virus her?

Colmar-23. August 2020. Michel Schmitt sitzt vor seinem Computer und zeigt auf weiße Flecken in der Aufnahme einer Lunge. Es sind typische Anzeichen für eine Covid-19-Erkrankung. Das Erstaunliche ist: Diese Aufnahme stammt vom 16. November 2019 vergangenen Jahres.

Schmitt ist Radiologe am Albert-Schweitzer-Krankenhaus in Colmar im Elsass, nicht weit entfernt von Freiburg. Die Region in Frankreich war im Frühjahr besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen. Schmitt analysierte damals Hunderte Lungenbilder von Patienten. "Mit den Erfahrungen von März und April kam ich auf die Idee, alle Bilder ab dem Sommer 2019 durchzugehen und nach untypischen Zeichen zu suchen", sagt der Radiologe. Tatsächlich wurde er fündig.

tagesschau

Das Leid der Kinder

Hannover-24. August 2020. Während des Shutdowns konnten die Kinder Schulen und Kitas nur sehr eingeschränkt besuchen. Jetzt wird immer deutlicher: Die Entwicklung der Kinder hat gelitten. Das haben Wohlfahrtsverbände beobachtet, wie etwa die AWO in Niedersachsen.

NDR

Bis zu 24 Monate Kurzarbeitergeld

Berlin-26. August 2020. Nach ihrem achtstündigen Sitzungsmarathon hat sich die Koalition unter anderem auf die Verlängerung der Überbrückungshilfen für kleine und mittlere Betriebe geeinigt. Der erleichterte Zugang zur Grundsicherung soll ebenfalls bis Ende 2020 verlängert werden.

Und auch die Zahlung von Kurzarbeitergeld wird auf bis zu 24 Monate ausgeweitet. Betroffene Firmen bekommen zudem bis Mitte nächsten Jahres die Sozialbeiträge in voller Höhe erstattet. Bewährte Maßnahmen wurden verlängert, sagt CSU-Söder.

tagesschau

Gemeinsame Maßnahmen

Berlin-27. August 2020. Die Bundesländer haben sich in der Corona-Krise auf einen Katalog gemeinsamer Maßnahmen verständigt. Geplant sind unter anderem ein deutschlandweit einheitliches Bußgeld für Maskenverweigerer und ein mögliches Ende der Quarantäne für Reiserückkehrer aus Risikogebieten durch einen negativen Test ab dem fünften Tag. Großveranstaltungen, bei denen die Corona-Auflagen nicht eingehalten werden können, sollen bis Ende des Jahres grundsätzlich verboten bleiben.

tagesschau

Gedenkfeier für Corona-Tote

Berlin-5. September 2020. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat eine offizielle Gedenkstunde für die Corona-Opfer ins Gespräch gebracht. "Der Corona-Tod ist ein einsamer Tod", sagte Steinmeier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Viele Patienten in Krankenhäusern und Altenheimen seien ohne den Beistand ihrer Angehörigen gestorben, die Hinterbliebenen hätten nicht Abschied nehmen können. "Wir müssen den Menschen in ihrer Trauer helfen und darüber nachdenken, wie wir unser Mitgefühl ausdrücken können", sagte der Bundespräsident.

tagesschau

Kassenärztepräsident für mehr Gelassenheit

Konkret meint Gassen beispielsweise Veranstaltungen: "Mir leuchtet nicht ein, warum in einem Stadion für bis zu 60.000 Menschen nicht Veranstaltungen mit 5000 bis 8000 Menschen Platz finden können, wie es Ende August in der Waldbühne in Berlin ja erfolgreich praktiziert wurde." Entscheidend sei hierbei lediglich, wie man Nadelöhre mit engen Kontakten vermeidet, damit das Ansteckungsrisiko minimiert werde. 

Business Insider, 12. September 2020

Christian Drosten macht sich Sorgen

Mit Blick auf die verschärfte Corona-Lage in manchen anderen europäischen Ländern hat der Virologe Christian Drosten vor einer ähnlichen Entwicklung hierzulande gewarnt.

Angesichts der derzeit in Deutschland gemeldeten Neuinfektionen müsse man sich klarmachen, „dass wir, wenn wir die Kurven übereinanderlegen, etwas hinterherhinken hinter Spanien und Frankreich und England“, sagte der Leiter der Charité-Virologie der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin.

Er betonte, „dass wir uns aber auch nicht vormachen sollten, dass sich das bei uns alles ganz anders entwickelt. Wir machen auch jetzt nicht sehr viele Sachen sehr anders“. „Es gibt ein paar Details, die vielleicht bei uns anders sind als in Südeuropa. Unsere Haushalte sind häufig kleiner, wir haben mehr Einpersonenhaushalte“, sagte Drosten.

Die Welt, 18. September 2020

Durchsuchungen bei der Fleischindustrie

Die Bundespolizei führt seit den frühen Morgenstunden in fünf Bundesländern Durchsuchungen im Zusammenhang mit der illegalen Einschleusung von Arbeitskräften für die Fleischindustrie durch. Rund 800 Beamte seien schwerpunktmäßig in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen im Einsatz, sagte ein Sprecher der Bundespolizei Mitteldeutschland. Weitere Durchsuchungen gebe es in Berlin, Papenburg in Niedersachsen, Chemnitz in Sachsen und Nordrhein-Westfalen.

Mehr als 40 Wohn- und Geschäftsräume werden nach Angaben der Bundespolizei durchsucht. Der Schwerpunkt liege dabei auf Weißenfels in Sachsen-Anhalt sowie Twist und Garbsen in Niedersachsen. Zuständig seien die Staatsanwaltschaft Halle sowie deren Zweigstelle in Naumburg. Die beschuldigten Firmen sollen Menschen aus Osteuropa mit gefälschten oder verfälschten Dokumenten nach Deutschland geholt haben.

tagesschau, 23. September 2020

An allen drei Schulen Corona-Tests negativ

Der Arzt Clemens Becker aus Stuttgart stand vor einem Dilemma: Seine zehnjährige Tochter sollte nach den Sommerferien wieder in die Schule. Das fand er richtig, weil er von Homeschooling nichts hält. Und er fand es falsch, weil sein Kind sich dort mit Corona infizieren könnte.

Becker und seine Frau, ebenfalls Ärztin, organisierten eine brachiale Aktion, die bundesweit einmalig sein dürfte. Das Paar schaffte es, dass die gesamte evangelische Schule der Tochter sowie zwei weitere Stuttgarter Schulen desselben Trägers – Verwaltung, Lehrerschaft, sämtliche Schüler – Mitte September Corona-Tests machten. Einfach nur so. Zur Beruhigung und zum Schulbeginn. „Schließlich weiß ja niemand, wo die Kinder alle in den Ferien gewesen sind“, sagt Becker. Rund 2000 Tests, mit einem Ergebnis: „alle negativ“.

Die Welt, 24. September 2020

Immer mehr Risikogebiete

Die Bundesregierung hat ganz Tschechien, Luxemburg und das österreichische Bundesland Tirol wegen rasant steigender Infektionszahlen zu Corona-Risikogebieten erklärt. Die Risikoliste des Robert Koch-Instituts wurde entsprechend aktualisiert.

Damit sind nun 15 von 27 EU-Ländern zumindest teilweise Corona-Risikogebiete, Spanien, Tschechien und Luxemburg sogar ganz. Polen ist das einzige der neun Nachbarländer Deutschlands, das noch nicht betroffen ist. Aber auch dort steigen die Infektionszahlen.

tagesschau, 25. September 2020

Corona-Krise belastet psychische Gesundheit

Die Corona-Krise belastet die psychische Gesundheit von Millionen Menschen. Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Insites Consulting im Auftrag des französischen Versicherers Axa haben die seelischen Leiden in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. Es wurden rund 1000 Menschen in Deutschland online befragt.

Knapp ein Drittel der Befragten beobachtet eine Verschlechterung der eigenen psychischen Verfassung während der Krise. Ein Viertel der Befragten gab an, gefühlt die Kontrolle über ihr Leben verloren zu haben.

Das hat auch wirtschaftliche Konsequenzen: So erwartet Alexander Vollert, Deutschland-Chef der Axa, dass sich die Zahl der Krankentage aufgrund psychischer Erkrankungen deutlich erhöhen wird. „Ich gehe davon aus, dass mehr Menschen häufiger und länger aufgrund von seelischen Leiden krank sein werden.“

Die Welt, 28. September 2020

Donnerstag, 24. September 2020

Tjaden tappt (542)

Von mir in Funchal maskiert.
Der fehlende Christian und die zurückgenommenen Beerdigungen

Kennen Sie das Gefühl? Sie fühlen sich sauwohl, aber irgendetwas fehlt Ihnen? Dass mir auf Madeira etwas gefehlt hat, weiß ich seit meiner Rückkehr.  Die tollen Gespräche mit den Hostel-Gästen aus den USA, aus Indien, China, Indonesien, Belgien und Deutschland bekamen endlich wieder den Stellenwert, den sie verdient hatten. Sogar die Frau, die mir das Lied "A lalala long" von Bob Marley geschenkt hat, weil es so schön sei, mich zu beobachten, trat wieder in den Schatten "einer nicht bestimmten Sache", die ein Virologe ist. 

Dieser Virologe heißt Christian Drosten. Dieser Mann, der sich mehrmals täglich mit seinen Anwälten berät, wenn ihm ein Zeitungsbericht nicht gefällt, macht mein Leben endlich wieder perfekt. Wie liebe ich seine Warnungen vor dem Herbst und seine Schelte für die Wissenschaft, die bei der Entwicklung eines Impfstoffes vielleicht zu langsam gewesen sei. Wahrscheinlich hat sich dieser Virologe bereits in der Schule immer schon dann gemeldet, wenn der Lehrer noch gar nicht im Klassenzimmer war. 

Auch die Statistiken der Region Hannover hätte ich nicht länger missen wollen. Die werden endlich erneut bereinigt. Davon sind sogar die Toten betroffen. Wer nun wirklich gestorben ist und wer nicht, soll demnächst geklärt werden. Möglicherweise muss so manche Beerdigung zurückgenommen werden. Willkommen zurück, kann ich da nur sagen...

Mittwoch, 16. September 2020

Tjaden tappt (541)

Abends wird es hier finster. 
Urlauber, kehrst du nach Deutschland zurück...

Wenn du nach Madeira fliegst, dort Sonne, Atlantik, traumhafte Landschaften, die Freundlichkeit der Menschen und die perfekte Covid-19-Organisation genießt, dann denke erst an die Rückkehr, wenn du zurückgekehrt bist. 

Wie wir gestern Abend. Das Flugzeug landet um 20.30 Uhr in Hannover. Aus dem Internet erfahre ich, dass die S-Bahn nicht fährt. Doch der Schienenersatzverkehr sei ausgeschildert. Ist er aber gar nicht. Den Flughafen habe ich fast für mich allein. Doch irgendwo brennt noch Licht. Ich erkundige mich bei einer Dame an einem Plexiglas-Schalter nach der S-Bahn. "Die fährt nicht?", fragt sie mich. Davon sei ihr nichts bekannt. Ich solle es doch einfach probieren. Ansonsten befinde sich auf der anderen Seite des Gebäudes eine Bushaltestelle. 

Die Rolltreppe bringt mich nach unten zur S-Bahn. Nirgendwo gibt es einen Hinweis auf den Schienenersatzverkehr. Eine Frau aus Bremen gesellt sich zu mir. Auch sie ist ratlos. Gemeinsam machen wir uns auf die Suche nach dem Bus, der uns zum Bahnhof Langenhagen-Mitte bringt. Taxifahrer rufen hinter uns her, dass man mit ihnen schneller am Ziel wäre. Wir erreichen eine Haltestelle, ein Linienbus hält. Der Busfahrer weiß nichts über den Schienenersatzverkehr. "Sonst bekomme ich immer einen Hinweis", sagt er. 

Fahrkarten gibt es an dieser Haltestelle nicht, der Fahrer verkauft auch keine. Er nimmt mich trotzdem mit. Am Bahnhof kaufe ich eine Fahrkarte. Der Entwerter ist kaputt. Ich steige die Treppe zum Gleis 1 hoch. Dort gibt es nicht einmal einen kaputten Entwerter, sondern gar keinen. Zwei Männer schicken mich zum nächsten Bahnsteig. Dort gebe es einen Entwerter. "Der Zug fährt erst in sieben Minuten. Das schaffen Sie." Treppe wieder runter. Die nächste rauf. 

Danach wird es auch noch dunkel. Am Bahnhof von Großburgwedel nämlich. Auf dem Weg zu den Fahrradständern brennt erst auf den letzten Metern etwas Licht. Meinen Fahrradkorb haben einige während meines Urlaubs als Papierkorb genutzt. Diebstahl-Versuche sind an meinem Fahrradschloss gescheitert. Wenn du nach Madeira fliegst, dann bleib dort!

Samstag, 5. September 2020

Tjaden tappt (540)

Lasst Blumen  sprechen. Foto: Tjaden
Gefallen im Kampf gegen Tröpfchen und Aerosole

Der Corona-Tod ist ein einsamer Tod. Hat dieser Tage unser Bundespräsident Frank Walter Steinmeier festgestellt. Deswegen schlägt er eine Feierstunde für die Corona-Toten vor. Grippe-Tote, die nun auf eine ähnliche Würdigung hoffen, hoffen wohl vergebens. Fürchte ich jedenfalls. Zumal die Grippe bis zum Tod eine sehr gesellige Krankheit sein soll. 

Wer schon einmal an Grippe erkrankt ist, kann das sicherlich bestätigen. Das mit der Geselligkeit, meine ich. Alle Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen kommen vorbei, um sich anzustecken. Mit dem Tod rechnet niemand, nur mit einer vorübergehenden Krankschreibung. 

Ich kann Ihnen sagen, je weiter man von Deutschland entfernt ist, desto irrer findet man die deutsche Politik. Ich bin derzeit in Funchal auf Madeira. Auch hier gibt es das Corona-Virus. Deswegen sind das Blumen- und das Winzer-Festival zusammengelegt worden. Die Stadt wird geprägt von bunten Festwagen, von Frauen und Kindern in bunten Kostümen, von Tanz und Musik. Besungen wird das Leben. Das hier immer sehr gesellig ist. Fast wie die Grippe...Alle kommen vorbei, um sich anstecken zu lassen. 

Unter welches Mott0 will der Bundespräsident die Feierstunde für die Corona-Toten eigentlich stellen? "Gefallen im Kampf gegen Tröpfchen und Aerosole trotz Isolation in Alten- und Pflegeheimen und Beerdigungen ohne Trauergäste?"

Möglich als Motto wäre auch diese Passage aus dem Roman "Nachtzug nach Lissabon" von Pascal Mercier, den ich gerade lese: "Kitsch ist das tückischste aller Gefängnisse. Die Gitterstäbe sind mit dem Gold vereinfachter, unwirklicher Gefühle verkleidet, so dass man sie für die Säulen eines Palastes hält."