Mittwoch, 30. Oktober 2019

Tjaden tappt (427)

Man achte auf den Zeitungsständer.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Vorsicht vor einer eigenen Meinung

Zwei Drittel der Deutschen halten lieber mit ihrer Meinung hinter dem Berg. Habe ich heute an einem Kiosk erfahren, weil es auf der Titelseite der "Zeit" stand. Wahrscheinlich haben diese Leute Angst, weil nicht Schneewittchen und die sieben Zwerge hinter dem Berg wohnen, sondern sie selbst. Wer isst schon gern mit einem Angsthasen von einem Tellerchen, wenn der Blick in den Spiegel beweist: Man sitzt allein am Tisch?

Außerdem ist es viel leichter, eine fremde Meinung zu haben. Wenn die nicht geteilt wird, kann man immer noch sagen: "Das denke nicht ich, sondern mein Nachbar." Dabei sollte man allerdings zumindest auf eins achten: Dieser Nachbar darf nicht sehr beliebt sein, sonst bereut man irgendwann noch, dass man nicht einmal mehr fremde Meinungen vertritt.

Aber auch fremde Meinungen beliebter Nachbarn müssen nicht immer von anderen geteilt werden. Deswegen empfiehlt sich der Zusatz: "Ich weiß allerdings nicht, ob ich das richtig verstanden habe." Hat man etwas angeblich falsch verstanden,  während die anderen durchaus verstehen, was gesagt worden ist, dann könnte es sein, dass die fremde Meinung zur eigenen wird. Dann wird es gefährlich.  




Mittwoch, 23. Oktober 2019

Tjaden tappt (426)

Kein Krexit beim "Burgdorfer Kreisblatt"

Beim "Burgdorfer Kreisblatt" gibt es keinen Krexit. Wer diese internette Zeitung einmal liest, der liest sie immer wieder. Das beweisen inzwischen über 250 000 Seitenaufrufe. 

Auch in Zukunft denke ich nicht daran, Redakteure zu beschäftigen, die Theresa May oder Boris Johnson heißen. Die kriegen nämlich nichts gebacken und würden nur die Zahl der Internet-Auftritte im Altkreis Burgdorf erhöhen, die nicht in deutscher Sprache erscheinen.

Heinz-Peter Tjaden
www.heinzpetertjaden.de 



Mittwoch, 16. Oktober 2019

Tjaden tappt (425)

Erfolgreich gestartet.
Foto: Rhein-Neckar-Zeitung 
Märchenhafte Tage ohne Tageszeitungen

Seit Wochen lese ich keine Zeitungen mehr. Den Tipp hat mir ein Schweizer gegeben. Auf die Schweiz komme ich gleich noch einmal zurück. "Du fühlst dich dann besser. Lies Bücher", sagte der Tippgeber. Da ich meine eigenen Bücher bereits kenne, bediene ich mich in Burgdorf. Dort gibt es einen öffentlichen Bücherschrank. Dort entdeckte ich "Die schönsten Märchen" von Rafik Schami und vergaß die  Tageszeitungen.

Dieser preisgekrönte Autor aus Damaskus verzauberte mich mit seinen Weisheiten, mit seinem leisen Spott für religiösen Humbug und für alle, die andere oder sich selbst ins Bockshorn jagen wollen. Dass jeder, der meint, er verdiene zu Recht im Jahr eine zweistellige Millionensumme, bescheuert sein muss, wusste ich zwar schon, dass man über diese Bescheuerten lachen sollte, kann man aber gar nicht oft genug lesen.

In Schamis Märchen wird auch nicht ewig gelebt und vorher geheiratet: "Na, Sie wollen noch wissen, ob der König Samira heiratete, ja? Man hat es den beiden zwar empfohlen, doch auf ein solch abgenutztes Ende der Geschichte hatten sie keine Lust und haben darauf verzichtet."

Der bereits erwähnte Schweizer erzählte mir noch etwas anderes. Der Spruch "Je oller, je doller" ist zwar so abgenutzt wie heiraten in Märchen, aber auch in der Schweiz gibt es diese Männer, die nicht nur von ihrem Alter, sondern auch von ihrem Reichtum um den Verstand gebracht werden. Einer von ihnen heißt Christoph Blocher.

Dass die Schweiz keine AfD braucht, so lange sie die Schweizerische Volkspartei (SVP) hat, dürfte jedem politisch Interessiertem bekannt sein. Dass aber seit dem 14. Januar 2018 eine Zeitungsgenossenschaft versucht, die SVP und Blocher in Schach zu halten, dürfte nicht allen bekannt sein. Die Leserinnen und Leser des Online-Magazins "Republik" sind gleichzeitig Genossinnen und Genossen, sie finanzieren also die Nachrichten. Klingt wie ein Märchen von Rafik Schami, denn der Bruder von Christoph Blocher, der als Pfarrer genauso rechts war wie Christoph, ist inzwischen gestorben.

Freitag, 11. Oktober 2019

Tjaden tappt (424)

Abschied von einem süßen Vogel

In Bremen ist das zuerst aufgefallen. Deswegen gibt es dort nur noch eine Bank (Beweisfoto links). Auf der sitzt eine von Loriot erdachte Figur. Hans Hartz hat schon 1982 warnend seine Stimme erhoben. Doch sein Song über müde Tauben, die damals noch weiß gewesen sind, hat laut google bis heute keinen einzigen Fan gefunden. Die Kultusministerkonferenz hat schon früher damit gerechnet, deswegen hat sie sich bei der Zahl der Grundschülerinnen und Grundschüler um 268 000 verhauen. 

Doch jetzt ist es so weit: Die Turteltaube stirbt aus. Zum Abschied bekommt sie den Titel "Vogel des Jahres". 2020 könnte das "Jahr der letzten Parkbank in Bremen" werden. Dann müssten sich auch die Kultusminister der Länder nicht mehr wegen ihres Rechenfehlers grämen. 

Als Turteltaube auf einer Parkbank würde sich jeder dieser Minister eher lächerlich machen. Rettung ist also nicht in Sicht.Tschüss, Turteltaube!  

Montag, 7. Oktober 2019

Tjaden tappt (423)

Jeremia und der Gott
ohne Gnade. 
Suchet Burgdorfs Bestes bis zur Zerstörung

Der Oktobermarkt-Sonntag hat mit einem ökumenischen Gottesdienst begonnen. Susanne Paul von der Martin-Luther-Gemeinde in Ehlershausen und Friederike Grote von der Pankratius-Gemeinde in Burgdorf stellten Medienberichten zufolge Sätze aus "Jeremias Brief an die Weggefährten in Babel" in den Mittelpunkt ihrer Predigten. Der Schlüsselsatz lautete "Suchet der Stadt Bestes". Klingt doch gut. Aber: Wir werden sehen.

"Jeremias Brief an die Weggefährten in Babel" gehört zu seinen Prophezeiungen über das Schicksal der  "Könige und falschen Propheten". Der Prophet badet in Blut, kündigt die Zerstörung von Jerusalem an, warnt vor einem gnadenlosen Gott, wer wegzieht ist auch nicht sicher, denn überall gibt es "Ehebrecher und wegen des Fluches vertrocknet das Land und die Weideplätze in der Steppe verdorren". 

Bis zum "Besten für die Stadt" schüttet Jeremia noch den Becher des Zorns über alle Völker aus: "...dass sie wüst und zerstört liegen und ein Spott und Fluch sein sollten." Nun fehlt nur noch die Hinrichtung eines anderen Propheten und schon kann das "Beste für Babel" getan werden. Wohlgemerkt: nicht für Jerusalem oder die anderen Orte, aus denen die Juden vertrieben worden sind, sondern für Babel und in Gefangenschaft, die nach 70 Jahren ebenfalls blutig endet: "Siehe, ich will Schwert, Pest und Hunger unter sie schicken und will sie zum Bild des Entsetzens machen..."

Was aber leiten Grote und Paul aus all dem Furchtbaren ab? Laut Medienberichten dies: "Lasst uns mutig zusammen aufbauen und miteinander leben. Das Ziel ist Frieden und ein gerechtes Miteinander." Bis Gott Burgdorf zerstört und alle nach Lehrte zurückkehren?

Schönen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 

Dienstag, 1. Oktober 2019

Tjaden tappt (422)

Aus dem Kreisel in die Gefahr. 
Was Burgdorf von Radfahrern hält

Sag mir, wie du dich fortbewegst, und ich zeige dir, was ich von dir halte. Denn Burgdorf ist doch nicht Utrecht, wo die Stadt das Radfahren fördert, und zwar mit über 30 Mal so viel Geld je Radfahrer wie die Stadt Burgdorf wahrscheinlich auch am Kleinen Brückendamm.

Folgen Sie mir bitte. Erst einmal zu dem Kreisel am Schwarzen Herzog. Den verlassen wir auf dem Kleinen Brückendamm. Weil es so schön ungefährlich ist. Den Radfahrstreifen kann man bei Regen zwar kaum noch erkennen und die Piktogramme gar nicht mehr, aber dafür dürfen wir nach einigen Metern die Straße verlassen. Wo, sieht man allerdings auch kaum noch. Entdeckt man den Radweg trotzdem, stört einen auch das nasse Laub nicht mehr. Radfahren kommt eben vor dem Fall.

Dafür ist die Fahrbahn des Kleinen Brückendamms schön sauber. Rutschende Radfahrer sind schlicht seliger denn rutschende Autos. Es könnte ja der Bürgermeister vorbeikommen. Der wohnt schließlich in der Nähe und seinen Nächsten sollte man auch als Radfahrer lieben.

Tjaden tappt (421)

Vorläufiges Machtwort. 
Für Krimis ungeeignet

"Bild" darf nicht mehr "in einer diesen durch Nennung seines Namens und Veröffentlichung seines Bildnisses identifizierbaren Weise" über  den ehemaligen Nationalspieler Christoph Metzelder berichten. Hat jetzt das Kölner Landgericht in einer einstweiligen Verfügung entschieden. Dagegen will "Bild" klagen.

Diese einstweilige Verfügung wird sicherlich auch anderen Medien erst einmal eine Warnung sein. Und wie sieht es mit den Staatsanwälten aus? Werden die auch vorsichtiger? 

In einer Pressemitteilung vom 4. September 2019 hat die Staatsanwaltschaft von Hamburg alle Medien darüber informiert, was Christoph Metzelder vorgeworfen wird. In durchaus identifizierbarer Weise, es sei denn die Staatsanwaltschaft von Hamburg präsentiert irgendwann mehrere weitere ehemalige Nationalspieler, die ebenfalls Christoph Metzelder heißen. Zuständig ist jetzt übrigens die Staatsanwaltschaft von Düsseldorf. Es müssten inzwischen also Christoph Metzelders sein, die im Zuständigkeitsbereich dieser Staatsanwaltschaft wohnen.

Wenn ein Fall sonderbar ist, wird er wahrscheinlich zwangsläufig immer sonderbarer. Wenn sich ein Krimi-Autor den Anfang dieser Geschichte ausdenken würde, bekäme er wahrscheinlich sein Manuskript sofort wieder zurück. Begründung: "Ein sehr prominenter Mann schickt seiner Freundin schweinische und dazu auch noch strafbare Fotos, die sie einer Freundin zeigt, die darüber eine Freundin informiert, die damit zu einer großen Zeitung geht. Die Zeitung schaltet die Polizei ein. Darüber freut sich die Polizei dermaßen, dass die Zeitung dabei sein darf, als dieser prominente Mann festgenommen wird. Die Zeitung darf sogar ein Video drehen.  Wie bescheuert ist das denn?"

Das Landgericht in Köln hält sich in seiner Entscheidung an die Gesetze. Das zumindest ist neu in diesem Fall und gar nicht bescheuert. Möge "Bild" mit ihrer Klage scheitern...

Siehe auch: Musterbeispiel Staatsanwaltschaft Hannover: Immer ein Doppelgänger verfügbar