Man achte auf den Zeitungsständer. Foto: Heinz-Peter Tjaden |
Zwei Drittel der Deutschen halten lieber mit ihrer Meinung hinter dem Berg. Habe ich heute an einem Kiosk erfahren, weil es auf der Titelseite der "Zeit" stand. Wahrscheinlich haben diese Leute Angst, weil nicht Schneewittchen und die sieben Zwerge hinter dem Berg wohnen, sondern sie selbst. Wer isst schon gern mit einem Angsthasen von einem Tellerchen, wenn der Blick in den Spiegel beweist: Man sitzt allein am Tisch?
Außerdem ist es viel leichter, eine fremde Meinung zu haben. Wenn die nicht geteilt wird, kann man immer noch sagen: "Das denke nicht ich, sondern mein Nachbar." Dabei sollte man allerdings zumindest auf eins achten: Dieser Nachbar darf nicht sehr beliebt sein, sonst bereut man irgendwann noch, dass man nicht einmal mehr fremde Meinungen vertritt.
Aber auch fremde Meinungen beliebter Nachbarn müssen nicht immer von anderen geteilt werden. Deswegen empfiehlt sich der Zusatz: "Ich weiß allerdings nicht, ob ich das richtig verstanden habe." Hat man etwas angeblich falsch verstanden, während die anderen durchaus verstehen, was gesagt worden ist, dann könnte es sein, dass die fremde Meinung zur eigenen wird. Dann wird es gefährlich.
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