Samstag, 25. April 2020

Tjaden tappt (484)

Seiner Corona-Zeit voraus.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Montag sehen wir uns dann in Masken

Die Sonne vertreibt die dunklen Wolken, ich schwinge mich auf mein Fahrrad, komme in Kleinburgwedel an einem kleinen Jungen vorbei, der einen Mundschutz trägt und diesen mit ängstlichem Blick gegen seine Lippen drückt, weil er wohl fürchtet, dass ich ihn anstecken könnte.  Ein Bild, das ich lange nicht vergessen werde.

Zur Mund-Nase-Bedeckungspflicht, die von den Medien immer noch Maskenpflicht genannt wird, soll der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil gestern in einem Interview gesagt haben: "Dass wir da Alleingänge hatten, die am Ende wie in einer Domino-Kette fielen, das fand ich nicht gelungen." Ein Bekannter erzählt mir das vor dem Edeka-Markt in Wettmar. Nach meiner Rückkehr prüfe ich das Zitat. Es stimmt. Und ich frage mich wieder, was ich meinen Bekannten gefragt habe: "Warum hat er dann Niedersachsen zu einem dieser Domino-Steine gemacht?"

In den Edeka-Markt geht eine blonde Frau mit einer Maske. Sie zupft an der Maske herum, weil sie nicht sitzen will. Auf ihrer Nase verrutscht sie immer wieder. Preiswert ist diese Maske wohl kaum gewesen. Weiß diese Frau, dass so genannte "sichere Masken" nach dem Abnehmen sofort gewaschen oder luftdicht verpackt werden müssen? Rät das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. 

Als ich den Edeka-Markt wieder verlasse, ruft eine Verkäuferin einer Kundin hinterher: "Montag sehen wir uns dann in Masken." Ich drehe mich um. "Oder mit einem Schal vor dem Mund", sage ich. "Wie meinen Sie das?", fragt sie. "So, wie das in der Verordnung steht, die am Montag in Kraft tritt." Ich weiß immer, wann man mich für einen Spinner hält. Dabei gehöre ich gar nicht zur niedersächsischen Landesregierung. 

In Burgdorf ist alles wie an anderen Samstagen, wenn die meisten Läden geschlossen sind. Ein paar Leute sitzen auf den Bänken im Stadtpark, auf dem Spittaplatz und an der Marktstraße. Vor der Sparkasse begegnet mir ein großer Mann, der bis fast unter die Augen maskiert ist. Benküberfälle halte ich an Samstagen nicht für besonders sinnvoll, er muss einen anderen Grund haben. 

Bei Netto deutet nichts auf Änderungen am Montag hin, ich werde weiterhin um Abstand halten gebeten, ich soll einen Einkaufswagen nehmen und damit rechnen, dass ich erst in den Markt darf, wenn die vorgeschriebene Kundenzahl wieder erreicht ist. Ich wünsche mir, dass dieser Samstag nie vergehen möge.

Wieder zurückgekehrt nach Wettmar ist plötzlich Montag. Vor dem Penny-Markt steht ein Schild. "Sie dürfen diesen Markt ohne Mund-Nasen-Bedeckung nicht betreten." Ein Junge sagt zu seiner Mutter: "Wir brauchen eine Maske." Die Mutter antwortet: "Vielleicht können wir uns noch reinschmuggeln." Ich beruhige die Mutter: "Das gilt erst ab Montag. Und eine Maske brauchen Sie auch nicht. Ein Schal reicht." Wieder weiß ich, wann man mich für einen Spinner hält. Aber zur niedersächsischen Landesregierung gehöre ich immer noch nicht. 

Dann diese Gemeinheit. Aus Stockholm schickt mir ein Bekannter ein Foto. Er sitzt mit seiner Freundin vor einem Café. Wie viele andere. "Unsere Regierung vertraut uns eben", schreibt er. "Und eure?" Ich habe diese mail noch nicht beantwortet...




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