Der Bundesinnenminister rät 1967 in einer Zivilschutzfibel: Bei Atomkrieg Kopf mit Aktentasche schützen. |
Die Corona-Bewährungsprobe bekommt allmählich etwas Surreales. Man schaltet das Radio ein, immer noch beginnt jede Nachricht mit "Corona-Krise", an diesem Freitag will auch die CSU die deutsche Wirtschaft retten, die Masken, die es in Deutschland inzwischen angeblich in Hülle und Fülle gibt, können nicht verteilt werden, weil sie nicht schnell genug auf ihre Verlässlichkeit geprüft werden können, da es aber in Deutschland nicht Hunderttausende, sondern rund 13 000 Corona-Infizierte gibt, kommt es auf Schnelligkeit wohl nicht mehr an. Immerhin ist der BER so pünktlich fertig geworden, dass mit stockendem Flugverkehr wegen schadhafter Masken nicht mehr gerechnet werden muss.
Doch an diesem Freitag will nicht nur die CSU etwas tun, Verschwörungstheoretiker wollen das auch. Sie wollen sich wieder unter die Leute mischen, die gegen die Corona-Maßnahmen protestieren. Damit man sie auch erkennt, werden sie neuerdings in jeder Talkshow vorgestellt. Olaf Sundermeyer als bekennender Begleiter solcher Typen wirft diesen Verschwörungstheoretikern vor, dass sie sich unbedingt Gehör in den Medien verschaffen wollen, und verschafft ihnen Gehör.
Ein Ministerpräsident, der sonst möglicherweise eine Lücke hinterlassen würde, die von anderen Politikern nicht geschlossen werden kann, behauptet, dass er aus Fehlern gelernt habe, macht aber den Fehler, sich von Sender zu Sender herumreichen zu lassen, wenn er sich nicht gerade neue Verordnungen ausdenkt, Verordnungen von einem Tag auf den anderen verändert und Verordnungen ankündigt, falls Verordnungen erforderlich werden sollten.
Wer diesem Surrealisms einen Sinn verleihen will, scheitert schnell an seinem Unterbewusstsein. Darf ein Brautpaar inzwischen an der eigenen Hochzeitsfeier teilnehmen, muss es nicht nur Abstand halten, sondern sogar draußen bleiben, wenn die Gästezahl von 100 erreicht ist? Gilt das Kontaktverbot auch dann, wenn der Pfarrer aus dem gleichen Haushalt kommt? Darf ein Verstorbener an seiner Beerdigung teilnehmen? Wie groß ist der Mindestabstand zwischen den Biergläsern in einem Biergarten? Warum versteht der Virologe Christian Drosten nichts von Bakterien, versteht er denn wenigstens etwas von den Menschen? Soll man Urlaub in Österreich machen, weil das Virus dort nur einen Meter weit fliegen kann?
Die von Medien und Politik Verwirrten trifft man inzwischen schon täglich. Ein Mann kommt aus einer Tankstelle, sieht mich und reißt seine Aktentasche hoch, um sein Gesicht zu schützen. Wäre er etwas älter, wüsste er: Das hilft nur bei einem Atomkrieg.
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