Alle Frauen wollen zum Friseur
"Damit hätte ich so schnell nicht gerechnet", sagt Doris Schmidt. "Ich bin jetzt schon ausgebucht." Das Telefon in ihrem Friseursalon steht nicht mehr still. Frauen wünschen sich eine neue Frisur, weil sie in den nächsten vier Wochen nicht mehr ins Theater, ins Kino, in die Oper, in Restaurants und Bars gehen dürfen. Sie wollen sich nur noch für ihre Männer schick machen. Denn die sind am Wochenende nicht mehr auf dem Fußballplatz.
75 Prozent der Infektionen sind nicht mehr nachvollziehbar, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel im Bundestag in einer ungewöhnlich kurzen Regierungserklärung. Deshalb wolle auch sie so schnell wie möglich zum Friseur. Dort treffe sie sich natürlich nur mit zwei Haushalten. "Nämlich mit dem Haushalt meiner Friseurin und mit meinem eigenen", sagt die Bundeskanzlerin.
Ob sie sicher sei, dass sie sich beim Friseur nicht anstecken könne, wird Angela Merkel nach ihrer Regierungserklärung gefragt. "Da bin ich ziemlich sicher", antwortet sie. "Die 25 Prozent bekannten Infektionen müssen ja nicht vom Friseur kommen."
Dabei beruft sich die Bundeskanzlerin auf den weltweit bekannten Virologen Sebastian Vrosten, der Friseursalons für ziemlich sicher hält. "Auf Lockenwicklern fühlt sich das Virus nicht besonders wohl. Natürlich gilt auch hier die Abstandsregel."
"Wenn wir jetzt alle zum Friseur gehen", sagt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, "dann schaffen wir das." Auf seinen spärlichen Haarwuchs angesprochen, weist er auf seinen Vorrat an Toupets hin. "Die habe ich von Lieferdiensten der Friseur-Innung bezogen. Lieferdienste sind ja nicht verboten."
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