Mittwoch, 24. Oktober 2018

Tjaden tappt (315)

Was ist nur mit dem 27. Oktober los?
"Neue Presse": Risiken und Nebenwirkungen

 Ich kenne das Risiko und die Nebenwirkungen für das Sprachgefühl. Dennoch habe ich heute die "Neue Presse" gekauft. Den Verlust von 1,50 Euro vergaß ich schon auf der ersten Seite. Das Grübeln begann. Ich las: "Seit 40 Jahren gibt es die Neue Presse am 27. Oktober."

Das erstaunte mich, denn von einer jährlichen Erscheinungsweise war mir nichts bekannt. Fehlte in besagtem Satz etwa das Wörtchen auch, musste es also "Seit 40 Jahren gibt es die Neue Presse auch am 27. Oktober" heißen? Nicht sehr wahrscheinlich, denn dann hätte es diese Zeitung auch schon vor 1978 gegeben, nur nie am 27. Oktober. 

Was nur hätte bis dahin gegen eine Ausgabe an einem 27. Oktober sprechen können? Nichts. Also blätterte ich schnell weiter, lernte auf Seite 5 mit Doller in der Überschrift eine Währung kennen, die wahrscheinlich doller ist als der Dollar, ich begriff, dass in Sätzen so manches Wort entbehrlich ist, las zum ersten Mal etwas über Sisyphos-Angriffe der Bayern in Athen und von Arien, die nicht mehr gesungen, sondern vorgebracht werden. 

Dann war es vollbracht. Die "Neue Presse" verabschiedete sich von mir mit dem Hinweis, dass man auch am Theater Kinokarriere machen kann. Gar kein Talent braucht man dagegen bei der "Neuen Presse", die aus der "Hannoverschen Presse" hervorgegangen ist, weil damals jede SPD-Zeitung eingegangen ist.     

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