Donnerstag, 25. Februar 2021

Tjaden tappt (576)


Spielt doch nicht alle den Karl Lauterbach

Nun macht euch mal locker: Dann steht so etwas nicht mehr im Polizeibericht. Im Skater-Park am Rande der Burgdorfer Weststadt sollen drei Jugendliche von der Polizei erwischt worden sein. Wobei? Laut Polizeibericht beim "Zusammenstehen" und beim "Zusammensitzen". Was daran so schlimm sein soll? Man mag es kaum schreiben: Sie gehören drei Haushalten an. Was ich wirklich schlimm finde: Deswegen müssen diese drei Jugendlichen mit einer Bestrafung rechnen.

Wenn das dem Kampf gegen Covid-19 dient, dann will ich Karl Lauterbach heißen. Sobald ich so heiße, werde ich das Verhalten dieser Polizeibeamten gut finden. In meinen Bericht würde ich schreiben: "Gefahr im Verzuge. Hat im Skater-Park die dritte Welle begonnen?" 

Nun macht euch mal locker: Während meiner Schulzeit habe ich eine Anstecknadel getragen. Mit dem Brandenburger Tor. Das Motto dazu: "Macht das Tor auf." Nun ist eine Zeit angekommen, in der es heißen müsste: "Macht die Geschäfte, die Kinos, die Theater, die Konzertsäle, die Museen, die Schulen, die Kindergärten, macht alles wieder auf." 

Ich komme gerade aus Funchal. Dort sind die Geschäfte geöffnet. In den Schaufenstern hängen Hinweise. Maske tragen. Abstand halten. Zahl der Kundinnen und Kunden, die ins Geschäft dürfen. Bevor ich im Madeira-Forum in den Supermarkt darf, wird meine Körpertemperatur gemessen. Meine Hände werden desinfiziert, die Einkaufswagen, die Rolltreppen, die Tische...Man sitzt und plaudert vor und in den Restaurants und Cafés. Und nirgendwo ein Karl Lauterbach.

Ich gestehe: Freunde und Bekannte nehme ich bei der Begrüßung in den Arm. Ich denke mir: Wenn sich Sportlerinnen und Sportler um den Hals fallen dürfen, dann darf ich das sportlich betrachtet auch.  Ich werde natürlich nie Karl Lauterbach heißen. Der möglicherweise demnächst deutscher Gesundheitsminister wird. Angela Merkel trifft bereits die Vorbereitungen. Sobald sie Jens Spahn das Vertrauen ausspricht, ist es geschehen. Und ich werde noch froher darüber sein, dass ich auf Madeira lebe, als jetzt schon. Mich hat auch noch kein Polizeibeamter gefragt, aus welchem Haushalt ich stamme. 

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck hat vorgeschlagen, dass man künftig die Corona-Politik nicht mehr an der Zahl der Infizierten ausrichtet, sondern an der Zahl der Kranken. Mit Karl Lauterbach wäre das wohl kaum zu machen. 

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