TSV-Mannschaftsfoto mit Abwehr. |
Ich mag Dorffußball. Manchmal komme ich aber im falschen Augenblick. Wie heute zum Kreisliga-Spiel TSV Wettmar gegen die Zweite vom FC Lehrte, wo gerade die Tore schief stehen, weil der Vorstand meint, dass es so nicht weitergeht.
Aber derlei hört man oft auch von Hannover 96 - wie ebenfalls heute. Horst Heldt ist neuer Sportdirektor, er soll Martin Bader und Christian Möckel ersetzen, Daniel Stendel darf erst einmal Trainer bleiben. Dazu hat sich das halbe Dutzend Fußballfans, das direkt neben mir steht und zusammen über 400 Lebensjahre zählt, am Kreisliga-Spielfeldrand schon eine Meinung gebildet: "Der wird sich wohl fühlen. Bei Schalke 04 hat man doch nur Heiligabend und am 1. Weihnachtsfeiertag seine Ruhe." Bei 96 immerhin auch Silvester.
Das meine ich aber nicht mit dem falschen Augenblick. Ich komme zu dem Spiel, als die Zweite aus Lehrte den 1 : 1-Ausgleich schießt. Zweifellos ein schönes Tor, sauber herausgespielt. Was nicht schwer ist, weil der Gastgeber ohne Abwehr spielt. Das bleibt auch so. Das halbe Fan-Dutzend direkt neben mir unterhält sich derweil über Autos, Konfirmations-Ehen und kalte Hände ohne Handschuhe - und das bei 14 Grad und Sonnenschein.
Hinter mir vertreiben sich zwei Dreikäsehochs die zweite Halbzeit mit einem eigenen Ball. Der eine Junge spitzelt den Ball an seinem Gegner vorbei und stellt ihm ein Bein, bevor der hinter der Pille herlaufen kann. Wettmar erzielt den 2 : 2-Ausgleich und egalisiert wieder einen Rückstand.
Die Zweite aus Lehrte antwortet mit zwei weiteren Treffern, ein vorbeikommender TSV-Fan beantwortet die Frage des halben Fan-Dutzends nach dem Grund für den vorzeitigen Abschied so: "Ich würde so gern Ordnung in die Abwehr bringen. Das hat mit Fußball doch nichts zu tun." Weg ist er.
Weg ist auch der Ball, den einer der beiden Dreikäsehochs in ein Gebüsch geschossen hat. Ein noch kleineres Mädchen holt die Pille und fällt hin. Einer der beiden Jungs sagt: "Du musst besser aufpassen."
Sie steht wieder auf, ohne einen Mucks von sich zu geben. Das ist auf dem Spielfeld anders. Wie bei den Profis fällt kein Spieler des Gastgebers lautlos. Die Zweite aus Lehrte dagegen nimmt die drei Punkte still und leise in Empfang und bereitet sich nun auf die FC-Mitgliederversammlung am 10. März vor, bei der der Vorstand darauf hinweisen will, dass es so nicht weitergeht.
Deswegen gehe ich auch nicht. Ich steige auf mein Fahrrad - und mag weiter Dorffußball.
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