Dienstag, 12. Januar 2016

Tjaden tappt (86)

Regen macht unsichtbar

Wenn sich kleine Kinder die Augen zuhalten, meinen sie, sie seien unsichtbar. Einige Erwachsene meinen das bei Regen. Dann regt sich bei ihnen nichts mehr, wenn vor ihnen ein Auto bremst. 

Gebremst habe ich heute auch als Radfahrer. Ich stieg sogar ab und wartete ganz rechts auf dem Weg zwischen Kleinburgwedel und Wettmar, weil mir ein Radler entgegenkam. Der hielt unverdrossen auf mich zu, erst im letzten Augenblick wich er mir aus, rechts von mir, auf dem Grünstreifen zwischen Waldstück und Radweg. Als er wieder Halt gefunden hatte, entschuldigte er sich bei mir. 

Auch in Burgdorf meinte jemand, er sei bei Regen unsichtbar. Dieser Mann begegnete mir weder auf Straße noch auf Radweg, sondern in einem Internetcafé, er saß neben mir an einem Computer. Erst fielen Schüsse. Er machte also ein Computerspiel. Dann stöhnte eine Frau. Er sah sich also einen Porno an.

Wieder andere sind der Meinung, dass sie immer unsichtbar bleiben. Die schreiben anonyme Briefe und beschimpfen einen Trainer des Heesseler SV, bevor sich dieser Verein mit der TSV Burgdorf weiter zusammentun kann. Mit diesem Tun zerstören die Unsichtbaren die Fusionsträume. Der Heesseler SV spielt wieder zuhause, die TSV Burgdorf auch. Wenn es die anonymen Briefschreiber glücklich macht, ist ihnen nicht mehr zu helfen.

Wirklich glücklich sind dagegen laut einer emnid-Umfrage Chefs. Nicht nur dienstlich, sondern auch privat. 81 Prozent der über 50-Jährigen fühlen sich wohl in ihrer Boss-Haut. Mit mir sind es 82 Prozent, denn ich bin sogar mein eigener Chef. Niemand quatscht mir mehr in die Artikel-Suppe, wenn ich noch ein Gewürz hinzufüge. Ich schreibe, was ich denke. Ich denke, also bin ich. Hiermit am Ende meiner Ausführungen. Und suche eine unsichtbare Kuh. Also, Kopfhörer auf und mitsuchen.

"Bei mir ist das Spiel auch unsichtbar", schreibt mir eine "Kreisblatt"-Leserin. Tipp: Die Mouse bewegen...

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