Freitag, 12. Februar 2016

Tjaden tappt (93)

...und mehr.
"Bäckerblume": Die beste Literaturzeitschrift

Die "Apotheken-Umschau" ist laut Volksmund eine "Senioren-Bravo", die "Bäckerblume" nicht einmal laut Volksmund eine Literaturzeitschrift. Diese These habe ich heute nicht nur in einem Gespräch vertreten, ich konnte sie auch unterfüttern. Nicht mit Blätterteig, der schnell zerbröselt, sondern gleichsam mit Roggenbrot, das kürzlich so langsam zergangen ist auf meiner Zunge. Wie heute mein Bericht in den Ohren meiner Zuhörerinnen, denn über Literatur spricht man am erfolgreichsten mit Frauen. Die meisten Männer halten bekanntlich nichts von Büchern, es sei denn, man zwingt sie zu ihrem Lese-Glück. Doch dieses Glück ist stets sehr vergänglich.

Wie die "Bäckerblume" ihren Leserinnen eine Publikation schmackhaft macht, habe ich vor 30 Jahren selbst erfahren, und zwar nach und nach. Nach einem Anruf meines Verlegers lag mir seine Mitteilung, er habe innerhalb einer Woche fast 250 Bestellungen meiner Sekten-Erzählung "Insel des Zweifels" bekommen, zwar nicht quer im Magen, aber erst einmal auf der Seele, die nach einer Antwort dürstete. Eine Woche später war die Zahl der Bestellungen auf über 400 geklettert - wieder rief mich mein Verleger an: "Ich habe heute ein Belegexemplar der ´Bäckerblume´bekommen. Auf Seite 2 wird Ihre Geschichte erwähnt." Das also war des Überraschungs-Erfolges Kern, der später immer wieder erhärtet wurde. Bis die erste Auflage vergriffen war.

Erfolgshungrig geworden schickte ich Rezensionsexemplare der zweiten Auflage an Frauenzeitschriften, die nicht in Bäckerläden angeboten werden. Aber nur eine Redaktion reagierte, eine freie Mitarbeiterin schrieb mir, dass sie von meiner Erzählung begeistert sei, sie sei aber zu kurz für eine Erwähnung. Sie hoffe auf eine längere Geschichte von mir, die sie gern rezensieren werde.

Das hätte ich gern gemacht, wenn mir nicht klar geworden wäre, dass nur die "Bäckerblume" eine Literaturzeitschrift ist, die nicht nach Länge, sondern nach Qualität fragt. Wie die Handwerker, die jeden Morgen für uns leckere Brötchen backen. Der Mensch lebt eben nicht von Aldi-Brot allein...






   

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