Montag, 4. Mai 2020

Tjaden tappt (491)

Mit meiner MSTO-Maske sehe ich
mehr als mit Stoffmaske. 
Muss keine Liebe sein

Wenn ein Kunde einer Verkäuferin um den Hals fällt, kann das Liebe sein. Muss aber nicht. Kann auch passieren, wenn der Kunde eine Stoffmaske trägt. Dann ist die Verkäuferin nicht die Erträumte, sondern nur der letzte Halt vor dem Alptraum (ein Hindernis bringt einen zu Fall, Waren purzeln aus den Regalen). 

Manche sehen vor lauter Stoffmaske den Boden nicht mehr. Ich habe es heute probiert. In Burgdorf. Mit einer Stoffmaske, die mir jemand geschenkt hat. Ich trage sonst halbes Geschirrtuch. 

Vor der Buchhandlung Frey stelle ich mein Rad ab, setze die Stoffmaske auf. Die Marktstraße versinkt im Nebel meiner Sonnenbrille. Um meinen Mund herum wird es sehr warm. Ich setze die Sonnenbrille ab. Auf dem Weg in die Buchhandlung muss ich Stufen erklimmen. Die sehe ich nur, wenn ich mich weit nach vorn beuge. 

In der Buchhandlung setze ich Fuß vor Fuß und folge gebückt den Pfeilen, bis ich den Stand mit den Geburtstagskarten erreiche. Ich schiebe die Stoffmaske nach unten und taste mich bis zur Kasse vor. Die Kassiererin scheint meine Gangart völlig normal zu finden.

Ohne Maske radele ich zur Firma Bleich, öffne die Tür und rufe Frau Bleich zu, was ich gern hätte. Sie bringt es mir. Ich gebe ihr das Geld, sie geht in das Geschäft, bringt mir das Wechselgeld an die Tür. "Ich traue mich nicht, die Stoffmaske noch einmal aufzusetzen", sage ich. "Man sieht den Boden ja nicht." "Das Problem kenne ich", antwortet sie. 

Morgen trage ich wieder halbes Geschirrtuch.

Lesetipp: "Viele Grüße. Dein Corona-Virus" Print und e-book 

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