Freitag, 29. Mai 2020

Tjaden tappt (500)

Vorige Woche noch ein Superheld. 
Wissenschaftler werfen sich "Bild" selbst zum Fraß vor

Viele Kinder und Eltern ersehnen einen normaleren Schulbetrieb, die Studie wirkte dagegen wie eine Mahnung. “Bild” kritisiert sie als “grob falsch”, woraufhin sich wieder die Wissenschaftler, die “Bild” zitiert, von dem Bericht distanzieren.

Von der Art der Berichterstattung würde auch ich mich distanzieren. Aber es ist auch schwer, zwischen berechtigter Kritik und dem, was dann medial daraus gemacht wird, zu trennen. Am Ende jedenfalls spielen die fünf Statistiker, Kollege Drosten und ich in einem Team, nämlich im Team Wissenschaft. Am Ende des Tages sind wir ein Stand, und wir werden auch am Ende zusammenstehen. Ich fühle mit ihm, das ist eine sehr unangenehme Situation, in der er sich befindet.


Sagt der Virologe Hendrik Streeck von der Bonner Universität  in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)

Mit dieser "unangenehmen Situation" hätten aber alle Wissenschaftler, die sich mit dem Corona-Virus beschäftigen, rechnen müssen. Sie haben sich sofort vor die Mikrophone zerren lassen, sind von Talkshow zu Talkshow geeilt, gaben auch spekulative Erklärungen ab und wurden von der "Bild"-Zeitung als die neuen Superhelden entdeckt, die dieses Blatt braucht, um ihren Leserinnen und Lesern auch ein schwieriges Thema schmackhaft zu machen. 

Als das geschah, hätten sich die Wissenschaftler endlich wieder in Zurückhaltung üben müssen. Doch sie fühlten sich offenbar geschmeichelt. "Bild" schmeichelt aber nie lange. Denn Superhelden auf der einen und ein Virus, das diese Superhelden besiegen wollen, auf der anderen Seite ist irgendwann für dieses Blatt nicht mehr spannend genug, entweder müssen die Superhelden nach einer gewissen Zeit das Virus besiegen oder sie werden selbst zur Gefahr erklärt.

Tatsachen sind für "Bild" schon immer eher zweitrangig gewesen. Deshalb wird sich dieses Blatt auch an dem Vorwurf falscher Zitate nicht stören. Falsche Zitate gehören zum Geschäft und entsprechen letzten Endes den Erwartungen der Leserinnen und Leser. Dass "Bild" korrekt berichtet, steht gar nicht auf deren Wunschliste, dass "Bild" wieder einmal in aller Munde ist, dürfte den Springer-Verlag freuen.  

Donnerstag, 28. Mai 2020

Corona-Virus (VI)

Wichtiger Beitrag
„Qualitativ ist das Endergebnis dieser Studie robust“, so Drosten. Der Virologe legt jedem ans Herz diese Studie des Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung zu lesen. In der Studie wären viele Aspekte einberechnet und es entstünde ein sehr realistisches Bild. Dazu kämen die Wissenschaftler seiner Auffassung nach zu einem interessanten Schluss. „Es ist ein wichtiger Beitrag in der Wissenschaft“, lobt Drosten.
In der Studie zeigen epidemiologischen und ökonomischen Simulationen verschiedene Szenarien. Das Ergebnis: Eine starke schnelle Lockerung würde der Wirtschaft schaden. Eine stufenweise Lockerung sei aus der wirtschaftlichen Perspektive und auch gesundheitspolitisch vorzuziehen.
Die Wissenschaftler haben für ihre Simulation den Zeitraum bis zum Herbst 2021 gewählt. Bis dahin sei es auch es aus Sicht von Virologe Drosten wahrscheinlich, dass ein Corona-Impfstoff verfügbar sei.
Merkur, 18. Mai 2020 

Von Europa begeistert

Die Urlaubszeit beginnt, die Grenzen in Europa werden wieder geöffnet. Warum sie geschlossen worden sind, wird gar nicht erst diskutiert. Die Schuld wird einem Virus ins Eiweiß geschoben. Das hat Covid-19 aber gar nicht verdient. Denn dieses Virus ist, wie wir das eigentlich auch sein sollen, von Europa begeistert, es hat sich überall niedergelassen.

Voraussetzung für die dauerhafte Öffnung der Grenzen soll eine gleichmäßige Verbreitung das Virus´ sein, über das es inzwischen so viele Expertenmeinungen gibt wie Sand an der Adria. Wenn jetzt auch noch die gleichmäßige Verbreitung des Reichtums und der Chancen eine Voraussetzung für die dauerhafte Öffnung der Grenzen wäre, müssten die Schlagbäume gleich wieder fallen
.


Blog über die mächtigste Kleinstadt Europas, 18. Mai 2020

Hannover-19. Mai 2020. Das Land plant unter anderem, dass Restaurants von Montag an unter Einhaltung der Mindestabstände wieder mehr als die Hälfte der Plätze vergeben dürfen. Hotels sollen dann mit einer Auslastung von bis zu 60 Prozent öffnen können, und auch Indoor-Sportanlagen wie Fitnesscenter könnten zurückkehren.

Hannover-20. Mai 2020. FDP und Grüne in Niedersachsen wollen die Landesregierung vor dem Staatsgerichtshof verklagen. Wie NDR 1 Niedersachsen berichtet, seien die beiden Oppositionsparteien der Ansicht, dass SPD und CDU das Parlament in der Corona-Krise nicht ausreichend über ihr Vorgehen informieren. Die Regierung erlasse seit Beginn der Krise im Wochentakt Verordnungen, mit denen sie zum Teil massiv in Grundrechte der Bürger eingreife, so der Vorwurf.

NDR

Hamburg-20. Mai 2020. Als einen Punkt in seinem Maßnahmenkatalog pocht der Verband auf eine Maskenpflicht - und zwar auf allen Flughäfen bundesweit. Bisher gilt in Bayern, Berlin, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen die Anordnung, dass Passagiere auf dem gesamten Flughafengelände einen Nasen-Mundschutz tragen müssen. In anderen Bundesländern reicht es teils, die Maske beim Sicherheitscheck oder an der Gepäckrückgabe aufzusetzen.

Als weitere Regelung ruft der ADV die Flughäfen dazu auf, die Abläufe zu entzerren. Dafür sollten mehr Check-In-Schalter geöffnet werden und mehr Busse verkehren, wenn Reisende zu einer Maschine auf den Rollfeldern gebracht werden müssen.

Zudem sollte stets der Mindestabstand gewahrt bleiben, indem etwa Sitze in den Wartebereichen gesperrt würden. Auch bei Warteschlangen müsse der Abstand eingehalten werden können.

tagesschau

Dissen-21. Mai 2020. Unter den Beschäftigten des Fleischunternehmens Westcrown in Dissen (Landkreis Osnabrück) gibt es 54 neue Coronavirus-Infizierte. Das sei das Ergebnis des zweiten Tests bei 126 Mitarbeitern, die im ersten Durchlauf in der vergangenen Woche noch negativ getestet worden seien, teilte der Landkreis Osnabrück am Donnerstag mit.

NDR

Erfurt-24. Mai 2020. Thüringens Ministerpräsident Ramelow hatte angekündigt, vom 6. Juni an auf allgemeine, landesweit gültige Corona-Schutzvorschriften verzichten zu wollen. Damit würden die Regeln zu Mindestabständen, dem Tragen von Mund-Nasen-Schutz sowie Kontaktbeschränkungen nicht mehr gelten. Anstatt dieser Vorgaben soll es dann regionale Maßnahmen abhängig vom Infektionsgeschehen vor Ort geben.

NDR, 24. Mai 2020

Wegen der Corona-Krise rechnet der Flughafen Hannover mit einem deutlichen Verlust im laufenden Geschäftsjahr. "Wir werden in diesem Jahr voraussichtlich einen mittleren zweistelligen Millionen-Verlust hinnehmen müssen, das hat es so noch nie gegeben", sagte Flughafenchef Raoul Hille im Interview des Politikjournals "Rundblick Niedersachsen". Die Liquidität sei dennoch ohne öffentliches Geld sichergestellt. Allerdings werde es "sicherlich noch zwei bis drei Jahre dauern, bis wir das alte Verkehrsniveau aus dem vergangenen Rekordjahr 2019 wieder erreichen werden". In den vergangenen Wochen habe es Tage komplett ohne Passagiere gegeben. Jetzt gingen die Reisen aber langsam wieder los.

NDR, 25. Mai 2020



Interessant: die #Bild plant eine tendenziöse Berichterstattung über unsere Vorpublikation zu Viruslasten und bemüht dabei Zitatfetzen von Wissenschaftlern ohne Zusammenhang. Ich soll innerhalb von einer Stunde Stellung nehmen. Ich habe Besseres zu tun.

Twitter, 26. Mai 2020

Berlin-26. Mai 2020. Regierungssprecher Steffen Seibert hat am Abend die Einigung von Bund und Ländern hinsichtlich der Verlängerung der Kontaktbeschränkungen in der Coronavirus-Pandemie bis vorerst zum 29. Juni bestätigt. Ab dem 6. Juni können die Länder den Angaben des Bundespresseamtes zufolge Lockerungen gestatten - etwa, dass sich künftig maximal zehn Menschen oder Angehörige zweier Haushalte in der Öffentlichkeit treffen dürfen. Bund und Länder empfehlen aber weiterhin, die Zahl der Menschen, zu denen man Kontakt hat, möglichst gering und den Kreis möglichst konstant zu halten. Thüringen hält sich einen Sonderweg für weitergehende Lockerungen offen, andere Länder wollen dagegen eventuell bei strengeren Vorgaben bleiben.

NDR

Hamburg-28. Mai 2020. In einigen Bundesländern läuft der normale Schulbetrieb wieder an. Das sei zu früh, warnen Pädagogen. Das Kinderhilfswerk ist dafür, ansonsten drohe eine "verlorene Generation".

tagesschau

Corona-Virus (VII)

Montag, 25. Mai 2020

Tjaden tappt (498)

Zeichnung: Christine Skupsch.
Corona-Virus schlägt auch aufs Gehirn

Dieser Mann ist für Bulimie-Lernen-und was lernen wir daraus? Das Corona-Virus kann auch aufs Gehirn schlagen. Doch: Lassen wir diesen Mann, der Jochen Kraus heißt, 70 Jahre alt ist und Chef des Lehrerverbandes war, doch erst einmal zu Wort kommen: "Es gibt wissenschaftlich nachgewiesen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Unterrichtsvolumen und Lernleistung." Deshalb fordert er als Ausgleich für den Unterrichtsausfall während der Corona-Bewährungsprobe weniger Ferien, alle 14 Tage Samstags-Unterricht und mehr Frontalunterricht, um Zeit zu sparen. 

Mit Ritalin könnte das klappen. Diese Mode-Droge, die Bulimie-Lernen (man paukt für die Klausur, bringt sein Wissen zu Papier, hat man sein Wissen ausgekotzt, vergisst man es wieder) an Universitäten bereits möglich macht, könnte natürlich auch an Schulen verteilt werden. Empfehlenswert wäre sicherlich eine Frontalverabreichung (Mund auf, Ritalin in den Mund schütten, runterschlucken). Die Ferien wären immer noch lang genug für den Drogenentzug. 

Das Zeug müsste natürlich auch von den Lehrerinnen und Lehrern genommen werden, denn nur gedopt würden sie dem Unterricht noch mehr Volumen verleihen können. Doch sicherlich täten die alles für die Lernleistung ihrer Schützlinge. Notfalls auch als Dealer.




Sonntag, 24. Mai 2020

Tjaden tappt (497)

Thüringen soll die Masken
fallen lassen. 
Die Medien- und Politiker-Meute

Die Medien flippen aus. In einem ostfriesischen Gasthaus haben sich Gäste mit dem Corona-Virus angesteckt. Den Wirt grillt man bereits auf dem elektrischen Stuhl der Meinungsmache. Der Wirt hat die Facebook-Seiten seines Lokals abgemeldet, über seine Hinrichtung darf er sowieso nicht mehr selbst berichten. Das Corona-Virus gehört schließlich den Medien und nicht einem Wirt, der jede Schuld bestreitet.  

Zur Gästeschar hat ein Arzt gehört, der meinte, ihn hätte die Grippe erwischt. Grippe ist für die Medien doch schon lange keine Krankheit mehr.  Was für ein Glück: War gar keine Grippe, war Covid-19. Da darf ein Wirt natürlich nicht mehr bis 20 zählen, die Medien sind schon bei drei auf der Palme. 

Politiker flippen aus. Der Ministerpräsident eines Bundeslandes, in dem es täglich 12 Neuinfektionen gibt, will ab dem 6. Juni nur noch regional reagieren und die Corona-Regeln außer Kraft setzen. Nun fallen sie alle über ihn her, niemand hält mehr Abstand von mangelndem Anstand, sie werfen ihm Fahrlässigkeit vor und zittern vor der eigenen Angst. Man experimentiere nicht mit Menschen, heißt es, als hätte die Politik noch nie experimentiert und das nicht auch noch mit Maßnahmen, die man kurz vorher noch für lächerlich gehalten hat. 

Samstag, 23. Mai 2020

Tjaden tappt (493)

Am 9. Mai bei Wettmar
und Schillerslage
gefunden.  
Am 11. Mai ist sogar eine weiße dabei.
Auch in Hannover wird man fündig.
Fotografiert am 15. Mai 2020

















Wo kann man die schönsten Masken finden?

9. Mai 2020. Die Stoffmasken, die laut MSTO-Verordnung der niedersächsischen Landesregierung das Corona-Virus beim Husten, Sprechen und Niesen bremsen können, werden nun selbst flügge und fliegen dem Virus davon. 

Erst liegen sie friedlich in Fahrradkörben und warten auf den Frühlingswind. Wie angeblich das Virus Aerosole, nutzen die Masken den Wind bei erstbester Gelegenheit und erheben sich in die Lüfte. Nach einigen Metern (ersten wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge fliegen sie weiter als das Corona-Virus) flattern sie anmutig zu Boden und verzieren Wegesränder und Grünflächen. Dort werden sie von mir bei meinen Radtouren aufgelesen, im Fahrradkorb an Fluchtversuchen gehindert und zu Hause sogleich gewaschen. 

Besonders gern scheinen die Stoffmasken neben dem Radweg zwischen der Burgdorfer Weststadt und Schillerslage zu landen, auch den Radweg zwischen Kleinburgwedel und Wettmar scheinen sie zu mögen. Einer Stoffmaske muss ich allerdings mangelnde Flugeigenschaften vorwerfen. Sie hat vor einem Supermarkt zwischen den Einkaufswagen gelegen. Sie wird in meiner Fundstatistik unter "faule Maske" geführt. 

11. Mai 2020. Die Burgdorfer Weststadt bleibt eine empfehlenswerte Fundgrube. Heute habe ich dort vier Stoffmasken aufgelesen. 

16. Mai 2020. Bei der Maskenlagerung ist eine gewisse Verschiebung feststellbar. Regiobus stellt sie neuerdings auch an Bushaltestellen zur Verfügung. Man muss sich nur bücken. 

17. Mai 2020. Sonntags liegen bestimmt keine Masken herum, habe ich vor meiner heutigen Radtour gedacht. Doch ich fand drei auf dem Radweg von Großburgwedel nach Burgdorf. 

Fortsetzung hier

Fundstellen und Masken seit dem 8. Mai 2020
Stand 23. Mai 2020


  1. Radweg Kleinburgwedel Wettmar    1
  2. Radweg Schillerslage Burgdorf          3
  3. Weststadt Burgdorf                             4
  4. Vor Supermärkten                               4
  5. Radweg Hannover Isernhagen Süd   3
  6. Radweg nach Altwarmbüchen            2
  7. Radweg Hochbrücke Burgdorf            1
  8. Bushaltestelle Spittaplatz BU              1
  9. Radweg Großburgwedel Burgdorf      3
  10. Kleinburgwedel Radenstraße               1

16. Mai 2020:
Bevor der
Bus kommt,
bücken!
16. Mai 2020. Einsam auf den Radweg neben der
Burgdorfer Hochbrücke.
17. Mai 2020. Der Drei-Masken-Ständer.
















18. Mai 2020. Etwas
unscheinbar, aber
doch eine Maske. 
20. Mai 2020.
Wollte sie nicht
mit in den
Supermarkt?

Freitag, 22. Mai 2020

Tjaden tappt (496)

Der Bundesinnenminister rät 1967
in einer Zivilschutzfibel: Bei
Atomkrieg Kopf mit Aktentasche
schützen. 
Dem Surrealismus einen Sinn verleihen

Die Corona-Bewährungsprobe bekommt allmählich etwas Surreales. Man schaltet das Radio ein, immer noch beginnt jede Nachricht mit "Corona-Krise", an diesem Freitag will auch die CSU die deutsche Wirtschaft retten, die Masken, die es in Deutschland inzwischen angeblich in Hülle und Fülle gibt, können nicht verteilt werden, weil sie nicht schnell genug auf ihre Verlässlichkeit geprüft werden können, da es aber in Deutschland nicht Hunderttausende, sondern rund 13 000 Corona-Infizierte gibt, kommt es auf Schnelligkeit wohl nicht mehr an. Immerhin ist der BER so pünktlich fertig geworden, dass mit stockendem Flugverkehr wegen schadhafter Masken nicht mehr gerechnet werden muss.

Doch an diesem Freitag will nicht nur die CSU etwas tun, Verschwörungstheoretiker wollen das auch. Sie wollen sich wieder unter die Leute mischen, die gegen die Corona-Maßnahmen protestieren. Damit man sie auch erkennt, werden sie neuerdings in jeder Talkshow vorgestellt. Olaf Sundermeyer als bekennender Begleiter solcher Typen wirft diesen Verschwörungstheoretikern vor, dass sie sich unbedingt Gehör in den Medien verschaffen wollen, und verschafft ihnen Gehör. 

Ein Ministerpräsident, der sonst möglicherweise eine Lücke hinterlassen würde, die von anderen Politikern nicht geschlossen werden kann,  behauptet, dass er aus Fehlern gelernt habe, macht aber den Fehler, sich von Sender zu Sender herumreichen zu lassen, wenn er sich nicht gerade neue Verordnungen ausdenkt, Verordnungen von einem Tag auf den anderen verändert und Verordnungen ankündigt, falls Verordnungen erforderlich werden sollten. 

Wer diesem Surrealisms einen Sinn verleihen will, scheitert schnell an seinem Unterbewusstsein. Darf ein Brautpaar inzwischen an der eigenen Hochzeitsfeier teilnehmen, muss es nicht nur Abstand halten, sondern sogar draußen bleiben, wenn die Gästezahl von 100 erreicht ist? Gilt das Kontaktverbot auch dann, wenn der Pfarrer aus dem gleichen Haushalt kommt? Darf ein Verstorbener an seiner Beerdigung teilnehmen? Wie groß ist der Mindestabstand zwischen den Biergläsern in einem Biergarten? Warum versteht der Virologe Christian Drosten nichts von Bakterien, versteht er denn wenigstens etwas von den Menschen? Soll man Urlaub in Österreich machen, weil das Virus dort nur einen Meter weit fliegen kann?

Die von Medien und Politik Verwirrten trifft man inzwischen schon täglich. Ein Mann kommt aus einer Tankstelle, sieht mich und reißt seine Aktentasche hoch, um sein Gesicht zu schützen.  Wäre er etwas älter, wüsste er: Das hilft nur bei einem Atomkrieg. 


Sonntag, 17. Mai 2020

Tjaden tappt (495)

Wenn es nicht um Corona geht,
geht es um Covid-19. 
Einer wird genesen

Nun wird der Christian wütend. Da hat er wochenlang in Talk-Shows erklärt, was er alles über das Corona-Virus nicht weiß und nun zweifeln Professoren aus anderen Fachbereichen auch noch an seinem Wissen und stellen eigene Thesen auf ähnlicher Wissensbasis auf. Das würde er sich nie trauen, sagt der Christian. Über Bakterien beispielsweise wisse er gar nichts. Deswegen rede er auch nicht über sie.

Von Tigern versteht der Christian wahrscheinlich auch nicht viel. Trotzdem redet er seit Donnerstag über sie. Was derzeit geschehe, sei wie ein "Tanz mit einem Tiger", sagt der Christian. Meines Wissens würde solch ein Tanz tödlich enden - und zwar nicht für den Tiger. Ich verstehe zwar nicht viel vom Tanzen, aber meine Vermutung scheint mir nicht völlig unbegründet zu sein. 

Nicht wütend wird der Christian auf den SPD-Gesundheitsexperten Karl, der genauso oft in Talkshows auftaucht wie der Christian. Was der sage, sei richtig. Dass niemand in diesem Sommer im Ausland Urlaub machen sollte, hält die Bundesregierung inzwischen aber nicht mehr für richtig. Entscheidend ist neuerdings ein ähnliches Ansteckungsrisiko. Dazu ist dem Karl noch nichts eingefallen. Vielleicht sind ihm die Vielleichts ausgegangen. Er könnte sich aber ein paar bei dem Christian leihen...

Ob der Christian noch wütender wird, bleibt abzuwarten. Möglicherweise sieht er doch noch ein, dass mehr forschen und weniger reden besser gewesen wäre. Bei Karl allerdings ist mit dieser Einsicht nicht zu rechnen. Der spekuliert schon mit Einladungen zu Talkshows bis ins Jahr 2022. Die bekommt er aber nur, wenn er nicht recht hat, denn wenn er recht hat, gibt es in zwei Jahren nicht mehr genügend Zuschauerinnen und Zuschauer, möglicherweise gibt es dann nicht einmal mehr Moderatorinnen und Moderatoren für Talkshows wie "Einer wird genesen".  






Corona-Virus (V)

Hendrik Streeck veröffentlicht
Heinsberg-Studie. 
Heinsberg-4. Mai 2020. Laut Heinsberg-Studie gibt es in Deutschland bereits 1,8 Millionen Corona-Infizierte. Registriert worden sind 166 000 Fälle mit 126 000 Genesenen und 6866 Todesfällen. 

Dazu der WDR:

Die auffälligsten Krankheitssymptome bei Coronainfektionen in Gangelt waren laut Studienleiter Streeck der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn. Jeder fünfte Infizierte zeigte allerdings überhaupt keine Symptome. Die Bonner Forscher weisen deshalb auf die Wichtigkeit von Abstands- und Hygieneregeln hin: "Jeder vermeintlich Gesunde" könne das Virus in sich tragen.

In den untersuchten Mehrpersonen-Haushalten war laut der Studie das Risiko für die Ansteckung einer weiteren Person allerdings überraschend gering. Die Infektionsraten bei Kindern, Erwachsenen mittleren Alters und älteren Menschen sind ähnlich hoch. "Die Infektionsraten sind bei Kindern, Erwachsenen und Älteren sehr ähnlich und hängen offenbar nicht vom Alter ab", sagt Streeck. Das hatte bereits eine vor wenigen Tagen veröffentlichte andere Studie festgestellt.

Hannover-5. Mai 2020. Die niedersächsische Landesregierung spricht von einer "erfreulichen Entwicklung". Deshalb sollen – abhängig vom Infektionsgeschehen – schrittweise viele Einschränkungen reduziert werden. Ministerpräsident Stephan Weil, Wirtschaftsminister Bernd Althusmann, Kultusminister Grant Hendrik Tonne und Gesundheitsministerin Carola Reimann haben den Stufenplan „Niedersächsischer Weg hin zu einem neuen Alltag mit Corona“ am 4. Mai 2020 gemeinsam in einer Pressekonferenz vorgestellt. Stufenplan hier ausdrucken

Berlin-5. Mai 2020. Im Bundestag stößt das uneinheitliche Vorgehen auf Unverständnis. Die Fraktionschefs mehrerer Parteien kritisierten die länderspezifischen Regelungen scharf. Es sei für die "Bevölkerung in diesem Land mittlerweile nur noch schwer verständlich, dass wir da so eine große Unterschiedlichkeit drinhaben", sagte Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus vor einer Sitzung seiner Fraktion in Berlin. Er appellierte an alle Ministerpräsidenten, eine einheitliche Linie zu fahren. "Ich stelle mir mittlerweile die Frage, was ist die Rolle von Ministerpräsidentenkonferenzen, wenn dann doch irgendwo alles vorher oder nachher oder anders oder schneller oder langsamer entschieden wird", so der CDU-Politiker.

Auch SPD-Fraktionschef Mützenich verlangte ein abgestimmtes Vorgehen: Aus seiner Sicht wäre es "gut, wenn es da morgen zu weiteren Absprachen kommt", sagte er. Ein einheitlicheres Vorgehen sei "dringend notwendig, weil die Bevölkerung auch klare Ansagen braucht".

Ähnlich äußerte sich Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt, die gemeinsame Kriterien forderte. Sie habe nichts gegen regionale Lösungen, wo es regionale Unterschiede gebe - doch müsse dies auch nachvollziehbar sein. "Es kann nicht sein, das einer nach dem anderen teilweise Stunden oder wenige Tage, nachdem man sich eigentlich auf etwas Gemeinsames verabredet hat, wieder ausschert."

tagesschau

Region Hannover-6. Mai 2020. Im Fall einer Covid-19-Erkrankung im sozialen Umfeld werden Menschen nur dann unter Quarantäne gestellt, wenn sie innerhalb der vergangenen 14 Tage persönlich und unmittelbar Kontakt mit dem oder der Infizierten hatten, dabei den Sicherheitsabstand von 2 Metern unterschritten haben und der Kontakt länger als insgesamt 15 Minuten dauerte. Ein Betrieb oder eine Bildungseinrichtung muss nicht pauschal geschlossen werden, wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet wird. Für Schulen, Kitas und Pflegeeinrichtungen besteht jedoch eine Meldepflicht gegenüber dem Gesundheitsamt, wenn ein Covid-19-Verdacht in der Einrichtung auftritt.

Stockholm-7. Mai 2020. Die Bewertung von Schwedens liberalem Weg ist gleichwohl für die politischen Öffnungsdebatten in vielen anderen Staaten - auch in Deutschland - von großer Bedeutung. Denn wenn Schweden es mit weiträumiger Offenheit relativ gut durch die Krise schafft, fehlt mancher Regierung nicht bloß die Legitimation für fortgesetzte Kontaktsperren, Grenz-, Schul- und Geschäftsschließungen. Auch rückblickend erscheint dann die Lockdown-Strategie als falsch, fordert sie doch vielerorts einen sehr hohen Preis wirtschaftlichen und sozialen Schadens. Dass nun die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den schwedischen Weg ausdrücklich lobt, ist daher politisch für viele Regierungen Europas brisant.

ntv

Stockholm-8. Mai 2020. Die schwedische Regierung hat sechs Experten um eine Stellungnahme zur "Maskenpflicht" gebeten. Das Ergebnis: Sie wird nicht einmal für Pflegekräfte empfohlen, weil sie die Ansteckungsgefahr erhöht. 

Region Hannover-8. Mai 2020. "Die Region Hannover hat bisher Personen als Genesen gewertet, wenn dem Gesundheitsamt tatsächlich eine Meldung zur Genesung eingegangen ist. Dieses Vorgehen weicht vom RKI-Standard ab. Die RKI-Vorgaben legen eine statistische Zählweise zugrunde. Sie wertet Patientinnen und Patienten als genesen, wenn ihr Meldedatum mindestens 14 Tage zurückliegt und kein Todesfall eingetreten ist. Auch das Landesgesundheitsamt orientiert sich an diesem Vorgehen. Die Region Hannover wird diese Zählweise ab sofort ebenfalls übernehmen", heißt es auf den Internetseiten der Region. Demnach gibt es noch 231 Corona-Kranke, die Wedemark ist corona-frei, in Burgwedel gibt es noch zwei, in Uetze ebenfalls, in Burgdorf 6.

Hannover-10. Mai 2020. Das Spiel Hannover 96 gegen Dynamo Dresden fällt aus. Das Gesundheitsamt hat die Dresdner Mannschaft für 14 Tage in Quarantäne geschickt. Hier klicken

Region Hannover-11. Mai 2020. Nun sind nach der neuen Zählweise auch Burgwedel und Uetze coronafrei. 

Frankfurt-12. Mai 2020. Sehr lange fiebert der 1. FC Saarbrücken nun schon dem Halbfinale gegen Bayer Leverkusen entgegen. Am 9. oder 10. Juni soll die Partie, wie auch das andere Halbfinale Bayern München gegen Eintracht Frankfurt, nun stattfinden. Wer von diesen vier Mannschaften den DFB-Pokal in die Höhe recken darf, entscheidet sich am 4. Juli im Finale.

Bei den Frauen stehen gar noch die Viertelfinals aus. Diese sollen am 3. Juni gespielt werden, eine Woche später, am 10. und 11. Juni folgen die Halbfinalspiele. Das Pokalfinale findet dann am selben Tag wie das der Männer statt.


kicker


Brüssel-13. Mai 2020. EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni hat sich zuversichtlich gezeigt, dass die europäische Urlaubssaison im Sommer trotz der anhaltenden Corona-Pandemie stattfinden kann. "Wir werden definitiv im Sommer eine Touristensaison haben, allerdings mit Sicherheitsmaßnahmen und Einschränkungen", sagte der Italiener der "Süddeutschen Zeitung".

Die EU-Kommission will an diesem Mittwoch Empfehlungen zur schrittweisen Aufhebung der Grenzkontrollen veröffentlichen. Die Beschränkungen sollen nach einem Beschlussentwurf zunächst in Gegenden abgeschafft werden, in denen es eine vergleichbar günstige Entwicklung der Corona-Fallzahlen beiderseits der Grenze gibt. Eine Diskriminierung nach Nationalität der Reisenden darf es dabei den Angaben zufolge nicht geben.

t-online, 13 Mai 2020

Essen-14. Mai 2020. Der Verein Sekten-Info NRW betreut vor allem Angehörige von Menschen, die sich sogenannten Sekten angeschlossen haben, befasst sich aber auch mit Verschwörungsgläubigen. 40 Fälle hat er nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr gezählt. Seit dem Ausbruch der Pandemie beklagt Leiterin Sabine Riede einen rasanten Anstieg. Inzwischen erreichten sie und ihre Kolleg:innen täglich Hilfegesuche. Früher hätten vor allem jüngere Menschen Verschwörungserzählungen angehangen. Heute meldeten sich häufig Angehörige, die sich um die Eltern sorgen, die längst über 60 sind.

Netzpolitik

Berlin-17. Mai 2020. Deutschland kommt im internationalen Vergleich gut durch die Corona-Krise. Klar ist aber auch: 78 Tage sind vergangen von der ersten Meldung im Frühwarnsystem ProMED bis zu entschlossenen Maßnahmen: Großveranstaltungen abgesagt, Schulen zu, Geschäfte geschlossen.

tagesschau

Corona-Virus (VI)

Zum Beginn 

Samstag, 16. Mai 2020

Tjaden tappt (494)

Sie haben auf Liebespaare aufgepasst.
Wie der Fall der Mauer

If love is a danger, should we avoid it?

Oder hätte man lieber den Zaun vermeiden sollen, der am 17. März zwischen Konstanz und Kreuzlingen errichtet worden ist?

It was a rainy day today
Sky stayed grey
A lonely day, lonely day


Paare stehen sich gegenüber, durch zwei Zäune getrennt, einer steht auf der deutschen, der andere auf der Schweizer Seite. Sie werden beobachtet, damit niemand die Republikflucht antritt. Liebespaare beklagen sich über "psychische Folter". 


It will be a lovely night
Sunshine in my heart
...

Drive me crazy
Gestern sind sich diese Paare wieder um den Hals gefallen, es wurde gefeiert, getrunken, gekuschelt. Im Fernsehen der Schweiz verglich ein junger Mann diesen Abend zwischen Konstanz und Kreuzberg sogar mit dem Mauerfall in Berlin. "So ein Gefühl muss das gewesen sein", sagte er. 
Vielleicht ist das der Sinn dieses Zaunes gewesen? Die Schweiz und Deutschland wollten an den Mauerbau und zwei Monate später an den Mauerfall erinnern. Im Wiederholungsfall sollten allerdings nicht Liebespaare, sondern Politiker, die sich sowas ausdenken, getrennt werden. 

Donnerstag, 14. Mai 2020

Tjaden tappt (495)

Die heilige Corona im Dom zu Münster.
Der Namenstag von Corona und die herkömmlichen Medien

An Tagen wie diesen wirken die Anbiederungsversuche der herkömmlichen Medien fast schon peinlich. Jede Zeitung will inzwischen eine "sichere Informationsquelle" sein, auf die während der Corona-Bewährungsprobe niemand verzichten kann. Sogar in Kommentaren, die mit den gescholtenen sozialen Medien gar nichts zu tun haben, werden die sozialen Medien gescholten.  Die sorgen angeblich für Verwirrung. 

Gar nicht nötig, muss man da sagen. Inzwischen jagen die herkömmlichen Medien jedem, der das Wort "Corona" fehlerfrei über die Lippen bekommt, Stellungnahmen ab. Hände waschen ist inzwischen angeblich nicht mehr so wichtig, Abstand halten und Masken tragen sind es aber noch. Die Corona-Maßnahmen werden zur Gefahr erklärt, sind vielleicht aber doch nicht gefährlich. Im Zweifelsfalle schreddert man morgen, was man heute noch nicht schreddern will. 

Was anfangs noch einfach geklungen hat, ist mittlerweile so unübersichtlich, dass der Tag nicht mehr fern sein kann, an dem ein 700-seitiger Ratgeber mit dem Titel "Das Wichtigste in aller Kürze" erscheint, der zur Pflichtlektüre erklärt wird. Wer liest, treibt sich bekanntlich nicht draußen herum. So läuft man auch nicht Gefahr, dass man dem Bundespräsidenten begegnet, der täglich allen dankt, denen er noch nicht gedankt hat. 

Heute könnte Frank Walter Steinmeier Corona danken. Denn die hat am 14. Mai  Namenstag - als Heilige der katholischen Kirche, der Legende nach im 2. Jahrhundert nach Christus  für ihren Glauben im Alter von 16 Jahren gestorben. Sie gilt als Beschützerin des Geldes (das demnächst auch die Autoindustrie bekommen soll), der Fleischer (die das Corona-Virus in den Unterkünften für ihre Hilfsarbeiter verbreiten) und der Schatzgräber (die sogar mit Stoffmasken Geld verdienen).