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Samstag, 5. September 2020

Tjaden tappt (540)

Lasst Blumen  sprechen. Foto: Tjaden
Gefallen im Kampf gegen Tröpfchen und Aerosole

Der Corona-Tod ist ein einsamer Tod. Hat dieser Tage unser Bundespräsident Frank Walter Steinmeier festgestellt. Deswegen schlägt er eine Feierstunde für die Corona-Toten vor. Grippe-Tote, die nun auf eine ähnliche Würdigung hoffen, hoffen wohl vergebens. Fürchte ich jedenfalls. Zumal die Grippe bis zum Tod eine sehr gesellige Krankheit sein soll. 

Wer schon einmal an Grippe erkrankt ist, kann das sicherlich bestätigen. Das mit der Geselligkeit, meine ich. Alle Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen kommen vorbei, um sich anzustecken. Mit dem Tod rechnet niemand, nur mit einer vorübergehenden Krankschreibung. 

Ich kann Ihnen sagen, je weiter man von Deutschland entfernt ist, desto irrer findet man die deutsche Politik. Ich bin derzeit in Funchal auf Madeira. Auch hier gibt es das Corona-Virus. Deswegen sind das Blumen- und das Winzer-Festival zusammengelegt worden. Die Stadt wird geprägt von bunten Festwagen, von Frauen und Kindern in bunten Kostümen, von Tanz und Musik. Besungen wird das Leben. Das hier immer sehr gesellig ist. Fast wie die Grippe...Alle kommen vorbei, um sich anstecken zu lassen. 

Unter welches Mott0 will der Bundespräsident die Feierstunde für die Corona-Toten eigentlich stellen? "Gefallen im Kampf gegen Tröpfchen und Aerosole trotz Isolation in Alten- und Pflegeheimen und Beerdigungen ohne Trauergäste?"

Möglich als Motto wäre auch diese Passage aus dem Roman "Nachtzug nach Lissabon" von Pascal Mercier, den ich gerade lese: "Kitsch ist das tückischste aller Gefängnisse. Die Gitterstäbe sind mit dem Gold vereinfachter, unwirklicher Gefühle verkleidet, so dass man sie für die Säulen eines Palastes hält."




Dienstag, 2. Juni 2020

Tjaden tappt (501)

Fremder Onkel im Kinderkanal. 
Liebe Kinder,

ich glaub, ich muss euch da was erklären. Der Onkel, den ihr gestern auf dem Kinderkanal gesehen habt, war nicht Zigby. Coco auch nicht. Er las euch auch nicht aus dem Dschungelbuch vor, als es plötzlich kein Grün für euch mehr gab. Ich versichere euch, der Dschungel bleibt grün.  Und alles andere in der Natur auch. Außer Himbeeren. 

Nun könnt ihr natürlich fragen, was dieser Onkel ist, wenn nicht Zebra, Affe oder Bär. Der Onkel  ist Bundespräsident.  Dafür bekommt er jedes Jahr so viel Geld wie euer Papi in fünf Jahren nicht. Deswegen hat er euch gestern auch so sehr bedauert.

Und da dieser Onkel in einem Schloss wohnt, weiß er natürlich auch, was es für euch bedeutet, wenn die Kindergärten geschlossen sind. Wenn ihr mich nun fragt, ob seine Eltern ebenfalls das Essen immer so rechtzeitig auf den Tisch bringen wie eure Eltern, während für ihn im Homeoffice Reden geschrieben werden, dann muss ich euch sagen: Das könnten sie gar nicht. Denn in dem Schloss, in dem er wohnt, gibt es so viele Tische, wie sollten sie da rechtzeitig den richtigen finden? 

Da haben es eure Eltern viel leichter.  Die haben nur eine Küche und nur einen Tisch. Und davor hat dieser Onkel sehr viel Respekt.  Deswegen ist für ihn der Kindertag jetzt auch so wichtig. Und darum war er gestern im Kinderkanal. Ich habe nachgeschaut: Heute sind es wieder Zigby und Coco. 

Donnerstag, 14. Mai 2020

Tjaden tappt (495)

Die heilige Corona im Dom zu Münster.
Der Namenstag von Corona und die herkömmlichen Medien

An Tagen wie diesen wirken die Anbiederungsversuche der herkömmlichen Medien fast schon peinlich. Jede Zeitung will inzwischen eine "sichere Informationsquelle" sein, auf die während der Corona-Bewährungsprobe niemand verzichten kann. Sogar in Kommentaren, die mit den gescholtenen sozialen Medien gar nichts zu tun haben, werden die sozialen Medien gescholten.  Die sorgen angeblich für Verwirrung. 

Gar nicht nötig, muss man da sagen. Inzwischen jagen die herkömmlichen Medien jedem, der das Wort "Corona" fehlerfrei über die Lippen bekommt, Stellungnahmen ab. Hände waschen ist inzwischen angeblich nicht mehr so wichtig, Abstand halten und Masken tragen sind es aber noch. Die Corona-Maßnahmen werden zur Gefahr erklärt, sind vielleicht aber doch nicht gefährlich. Im Zweifelsfalle schreddert man morgen, was man heute noch nicht schreddern will. 

Was anfangs noch einfach geklungen hat, ist mittlerweile so unübersichtlich, dass der Tag nicht mehr fern sein kann, an dem ein 700-seitiger Ratgeber mit dem Titel "Das Wichtigste in aller Kürze" erscheint, der zur Pflichtlektüre erklärt wird. Wer liest, treibt sich bekanntlich nicht draußen herum. So läuft man auch nicht Gefahr, dass man dem Bundespräsidenten begegnet, der täglich allen dankt, denen er noch nicht gedankt hat. 

Heute könnte Frank Walter Steinmeier Corona danken. Denn die hat am 14. Mai  Namenstag - als Heilige der katholischen Kirche, der Legende nach im 2. Jahrhundert nach Christus  für ihren Glauben im Alter von 16 Jahren gestorben. Sie gilt als Beschützerin des Geldes (das demnächst auch die Autoindustrie bekommen soll), der Fleischer (die das Corona-Virus in den Unterkünften für ihre Hilfsarbeiter verbreiten) und der Schatzgräber (die sogar mit Stoffmasken Geld verdienen). 




Dienstag, 21. November 2017

Splitter (23)

Der schwarze Balken
wird erst nach der
Wahl entfernt. 
Paukenschlag: Volker Schneider soll Bundeskanzler werden

Alle Macht geht von Volker aus. Das Schloss Bellevue zittert immer noch nach diesem Paukenschlag des Bundespräsidenten. Frank-Walter Steinmeier hat heute die Sondierungsgespräche mit den Bundestagsparteien, die möglicherweise Schnittmengen aufweisen, abgebrochen. Er schlägt Volker Schneider aus Castrop-Rauxel als Bundeskanzler vor.

Wie aus dem Bundespräsidialamt verlautet, soll Volker Schneider laut Wahlomat die größten Schnittmengen mit allen Bundestagsparteien haben. Außerdem stammt er aus einer großen Familie, so dass er einer alten bayerischen Tradition folgend alle wichtigen Ämter mit Familienmitgliedern besetzen kann. 

Das "Burgdorfer Kreisblatt" sprach mit ihm. "Es ist mir eine große Ehre, dem deutschen Volke zu dienen", sagte er auf dem Weg zur Arbeit, die er heute niederlegen will. "Das dient natürlich auch mir als Volker."

Dann zog er aus seiner Aktentasche eine angefangene Minister-Liste. Seine Schwiegermutter soll Außenministerin und Vizekanzlerin werden. "Je häufiger sie weg ist, umso besser. Und mit Erdogan, Putin und Trump wird sie sich gut verstehen. Sie ist aus dem gleichen Holz geschnitzt", sagte Volker Schneider und pries sofort die Vorzüge seiner Tochter Anita als Familienministerin: "Sie hat wie Ursula von der Leyen sieben Kinder. Nur von verschiedenen Vätern."

Die Ministerliste will Volker Schneider bis heute Abend vervollständigen. "Der Bundespräsident hat gesagt, dass jemand, der die Macht in den Händen halte, sie auch nutzen müsse. Das werde ich tun", sagte Volker Schneider zum vorläufigen Abschied vom "Burgdorfer Kreisblatt". "Meiner Familie wird sie sehr nützen."

Zum Beginn der Serie


Mittwoch, 8. Juni 2016

Tjaden tappt (131)

Wann taucht Merkel in Großburgwedel auf?

Wird es der Wilhelm? Wird es der Walter? Wird es der Christian? Darüber spekulieren die Medien, seit Joachim Gauck nicht mehr will. Da nur ein Politiker diese drei Vornamen in sich vereinigt, werde ich bei Radtouren durch Großburgwedel ab sofort besonders aufmerksam sein. Meinen Anrufbeantworter habe ich bereits ausgeschaltet. Nichts und niemand soll mich ablenken.

Lenken werde ich täglich mein Fahrrad zu Ikea und Rossmann. Denn die Bundespräsidenten-Wahl hat den Medien zufolge Signalwirkung. Steht Merkels Dienstlimousine eines Tages vor der Drogerie, weil sie dort ein Mitbringsel sucht, wäre das ein deutliches Signal für weitere Rossmann-Erfolge, steht das Kanzlerinnen-Auto vor Ikea, richten wir uns bald alle schwedisch ein. 

In einem viel beachteten Beitrag hat Christian Wulff bereits darauf hingewiesen, dass er als Bundespräsident kaum teurer wäre als jetzt schon als ehemaliger Bundespräsident. Taucht also Merkel demnächst in Großburgwedel auf, wäre das auch ein Signal für eine schwarze Null. Darüber würde sich auch Wolfgang Schäuble freuen.  

Weitere Informationen aus erster Hand



Donnerstag, 1. Oktober 2015

Tjaden tappt (53)

Da ist Karasek 1980 nicht gern
reingegangen...
Liebe, Leid und Hellmuth Karasek

"Hellmuth Karasek hat bei vielen Menschen die Kenntnis und die Liebe zur Literatur, zum Theater und zum Film entscheidend erweitert und vertieft." Schreibt Bundespräsident Joachim Gauck an die Witwe des ehemaligen "Spiegel"-Kulturchefs, der mit dem "Literarischen Quartett" eine gewisse Fernseh-Berühmtheit erlangt hat. Mit diesem Satz bildete Gauck die Medienwirklichkeit ab. 

"Er liebte und litt an und mit der Literatur und war dabei immer ihr souveräner Vermittler und ein brillanter Unterhalter", ist die CDU-Kulturstaatsministerin Monika Grütters noch einen Medien-Schritt weiter gegangen als der Bundespräsident.

Als Redaktionsvolontär (Giesel-Verlag in Isernhagen, "Burgdorfer Kreisblatt" und Nachrichtenagentur "nordpress" in Hamburg) besuchte ich 1980 sechs Wochen lang die Hamburger Akademie für Publizistik. Die Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer kamen aus dem gesamten Bundesgebiet, machten eine Ausbildung bei Tageszeitungen, bei Modezeitschriften oder Reisemagazinen. Bunter gemischt konnte eine Gruppe gar nicht sein. Dennoch waren wir schon nach wenigen Tagen ein verschworener Haufen, der dem Referenten Hellmuth Karasek an zwei Tagen eine Nuss nach der anderen zu knacken gab. Darüber beklagte er sich beim Seminarleiter, und zwar so: "Ich erlebe eine Gruppendynamik, die mir bisher völlig unbekannt gewesen ist." Einen verschworenen Haufen kannte er vom "Spiegel" nicht, dort wurden immer neue Intrigen angezettelt - das ist bis heute so geblieben.

Besonders große Mühe gab sich ein Volontär, der eine unglaubliche Analyse über die Arbeit von Stanley Kubrick ("Lolita", "Uhrwerk Orange", "2001") verfasste, die Filme dieses amerikanischen Regisseurs würdigte und seine Ziele beschrieb. Als er seinen Vortrag beendet hatte, warteten wir gespannt auf das Urteil von Hellmuth Karasek. Doch von dem kam nur ein einziger Satz: "Sowas könnte im ´Spiegel´nie erscheinen." Was mich zu der Frage veranlasste: "Weil es zu gut ist?" Da drohte Karasek mit Abbruch, kam aber am nächsten Tag schlecht gelaunt wieder. 

Irgendwann ließ er den Satz fallen, dass der "Spiegel" das fördere, was oben schwimme. Darauf reagierte ich ebenfalls mit einer bissigen Anmerkung: "Was oben schwimmt, muss doch niemand mehr fördern." Karasek tat so, als habe er nichts gehört. 

Einige Jahre später förderte der "Spiegel" aber doch einen Autor, der noch nicht bekannt war: einen Schüler, der einen amüsanten und pfiffigen Roman über den Schulalltag geschrieben hatte. Als ich die Rezension las, fragte ich mich, ob der Rezensent das Buch überhaupt gelesen hatte, weil ich mit der Behauptung konfrontiert wurde, der Roman sei ein verzweifelter Aufschrei. Also fragte ich den Autor. Der antwortete: "Was Sie da sagen, habe ich mich auch gefragt. Aber egal, der Artikel war positiv."

Über solche Merkwürdigkeiten sprach ich in jenen Jahren mit Johannes Mario Simmel bei einem Interview in München. Als erfahrener Hase winkte er derlei Erscheinungsformen des Feuilletons in die Weiten des Unfassbaren: "Früher haben die mich nicht gelesen und zerrissen, heute lesen sie mich nicht und loben mich. Was soll ich damit anfangen?"

Ergo: Gauck hätte eigentlich schreiben müssen, dass Karasek die Liebe zur Literatur auch um nie gelesene Bücher erweitert hat, die Kulturstaatssekretärin hätte durchaus anmerken können, dass Karasek sogar an Büchern litt, die ihm nicht bekannt waren. 



Anschau-bar

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