Montag, 31. März 2014

Tjaden tappt (VII)

Der Kleine und das Smarties-Phone

Da sitzt der Kleine in seinem Zimmerchen, die Lego-Steine sind alle kaputt, aus dem Haus kommt er nicht, die Schlaglöcher in Wilhelmshaven sind viel zu tief, Mami ist nicht da und Papi schon lange verschwunden, wie nur sollte der Kleine seine Zeit verbringen, wenn Mami nicht ihr Smarties-Phone vergessen hätte? Die Tasten sind so schön blau, gelb und rot, Farben unterscheiden kann der Kleine, sinnvolle von sinnloser Freizeitgestaltung unterscheiden kann er nicht. Dazu wohnt er schon zu lange in Wilhelmshaven.

Ich kenne die Stadt. Ich bin dort geboren. Und ich sage Ihnen, da kann man was erleben. Nur dieser Kleine nicht. Der muss sich das Leben von anderen leihen. Wie er sich das Smarties-Phone von seiner Mami geliehen hat. Mit dem verschickt er Buchstaben. Die ergeben manchmal Wörter. Wenn der Kleine wieder einmal ein Wort geschafft hat, brabbelt er vor sich hin: "Kommentar für Tjaden." Dann weint er: "Der wohnt nicht mehr in Wilhelmshaven."

Aber mit dem Smarties-Phone kommt er über jedes Schlagloch, er muss es nur in Richtung JadeWeserPort halten. Dort gibt es keine Schiffe, also auch keine Hindernisse für seine Buchstaben, die gelegentlich Wörter bilden wie im Rat SPD und CDU eine Koalition, die nach jeder Pleite versichert, dass es nun aufwärts gehe, weil abwärts nach so vielen Pleiten nicht mehr möglich sei. Ist aber.

Wieder huschen die Fingerchen des Kleinen über die roten, gelben und blauen Tasten, denn die Geschichte über Polizeibeamte, die sich bei ihren Einsätzen auch schon mal falsche Namen geben, mag er nicht. Die soll nicht noch bekannter werden. Schließlich gibt es Geschichten aus Wilhelmshaven, die sind schon bekannt genug. Sie stehen in Büchern, die in der Stadt nicht gelesen werden sollten. Deshalb sind sie von den meisten Buchhandlungen auch nicht angeboten worden. Sie waren eher verboten.

Ob in Wilhelmshaven jemand prominent ist oder nicht, erfährt man am einfachsten von der Staatsanwaltschaft. Man muss sich nur nach laufenden Ermittlungsverfahren erkundigen. Gibt es die, dann hat man zu tun mit: entweder einem ehemaligen Oberbürgermeister oder mit dem Chef einer Polizeibehörde - zu Wasser oder auf dem Boden. Andere trifft man vor zivilen Gerichten oder beim über Nacht Umzugskartons packen. Trifft man die, dann hat man zu tun mit dem ehemaligen Chef des städtischen Krankenhauses oder der Hochschule.

In solch einer Stadt sitzt der Kleine in seinem Zimmerchen. Er mag diese Prominenten, diese Geschichte dagegen mag er nicht. Hier klicken.

In Wilhelmshaven etwas werden, kann man so am schnellsten: Bei der Bewerbung die Anmerkung "Gegen mich hat es bereits (hier die Zahl eintragen) Haftbefehle gegeben." nicht vergessen. Je mehr, desto besser...

Erlebt in Wilhelmshaven

Wahlamt weist Wahrheit ganz entschieden zurück

Richter aus Oldenburg wundert sich über Wilhelmshavener Lokalpolitik


Donnerstag, 27. März 2014

Tjaden tappt (VI)










Der Junge und die Ostereier

"Wo", eilt die Mutter durch die Regalgänge, "ist mein", erreicht die Mutter die Kasse, "Sohn", der draußen vor dem Citipost-Briefkasten sitzt, die bunten Ostereier "aus Bodenhaltung" auf den Asphalt gelegt hat, "geblieben, hat jemand meinen Sohn gesehen?", der sich jedes Ei genau anschaut, bevor er die Schale aufschlägt und die bunten Splitter in seiner linken Hand sammelt, "warum hilft mir denn niemand?", ruft die Mutter die Schlange entlang, bis sie den Ausgang erreicht, wo ihr Sohn gerade die Klappe des Briefkastens öffnet.

"Was machst du denn da?", fragt die Mutter. Der Junge steckt seine Hand in den Briefkastenschlitz und öffnet sie. "Ich schicke die Verpackung an den Osterhasen zurück."

Montag, 24. März 2014

Tjaden tappt (V)





















Ehemaliger CDU-Ratsherr Paul Rohde und das betreute Verleumden

Der Mann ist inzwischen so alt, dass man von betreutem Verleumden sprechen muss.

Ein Pastor aus Burgdorf schwärzt 2011 einen Bürger an. Das macht er gleich zweimal. Die Briefe sind an Bürgermeister Alfred Baxmann gerichtet. Die Schreiben verschwinden aus den Akten der Stadt. Der Pastor verweigert die Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung. Deswegen will Rohde den Pastor weiter der Lüge und der Urkundenfälschung bezichtigen. Auf seinen Internet-Seiten behauptet der ehemalige CDU-Ratsherr seit dem 1. März 2014 einen "unglaublichen Skandal". Der angeblich angeschwärzte Bürger ist offenbar Rohde.

Dieser Mann ist schon immer ein Rufmörder gewesen - und zwar einer der übelsten Sorte. Als Lokalredakteur in Burgdorf habe ich Rohdes Methoden häufiger hautnah erlebt. Wie dieser ehemalige freie Mitarbeiter des "Burgdorfer Kreisblattes", Gründer der Wochenzeitung "Neue Woche" und Macher der "Burgdorfer Umschau" die Wahrheit verdrehte, ging oft unter die Haut. Trotzdem fand er bei seinen Verleumdungskampagnen immer wieder Verbündete, die ihm eine Zeitlang auf seinen Seiten sogar anonym nach seinem Munde redeten.

Als ich nach Wilhelmshaven zurückgekehrt war, bediente er sich ebenfalls übler Methoden. In seinem Magazin zitierte Rohde 2005 einen Wilhelmshavener, um mir zu schaden. Dass dieser Mann vor der Weltmeisterschaft in Deutschland der Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland riet, endlich ihren Mund zu halten, entlarvte diesen vermeintlichen Verbündeten Rohdes als Antisemiten, der in Wilhelmshaven deswegen aus dem lokalen Radio verschwinden musste. Vor zwei Jahren hüllte sich Rohde in Schweigen, als ihm von einem Therapeuten aus Bremen schriftlich der Vorwurf des Bündnisses mit einem Scharlatan gemacht wurde. Diesen Scharlatan hatte Rohde mit Material versorgt, das vornehmlich aus Verleumdungen aus seiner eigenen Feder bestand. Trotz aller Bemühungen des ehemaligen CDU-Ratsherrn verlor der Scharlatan den Posten als Leiter einer Einrichtung, die inzwischen geschlossen worden ist.

Rohdes Machenschaften sind eigentlich immer sehr durchsichtig. Auf eine juristische Auseinandersetzung will der ehemalige CDU-Ratsherr augenscheinlich verzichten. Weil ein Gericht seine Lügen über einen Pastor und über die Manipulation von Akten durch die Stadt Burgdorf entlarven würde?

Der Mann ist eben inzwischen so alt, dass man von betreutem Verleumden sprechen muss.

Siehe auch




Sonntag, 23. März 2014

Kennt der Jagdterrier

Erschienen bei www.lulu.com






















Conchita, die Millionen erbt

Heute Vormittag habe ich vor dem "Burgwedeler Dorfbackhaus" gesessen. Ich schlug meine Pfoten übereinander und die "Neue Woche" auf Seite 13 auf. Schon las ich auf der "Fell, Federn & Co."-Sonderseite: "Immer wieder ist in den Medien zu lesen ´Chihuahua-Hündchen Conchita erbt drei Millionen Dollar´." Und das täglich. So macht Conchita im Jahr 730 Millionen Dollar, in einem Schaltjahr sogar noch drei Millionen Dollar mehr. Die sie - wie Uli Hoeneß - nicht versteuert. Dieses Hündchen zeigt sich trotzdem nicht alle zehn Jahre selbst an, ist deshalb vor einigen Jahren Maskottchen des FC Bayern München geworden und soll demnachst in Ulihuahua-Hündchen umgetauft werden.

Der Uli wandert demnächst ins Gefängnis, Conchita nie, denn die ist eigentlich eine Waschmaschine, genauer geschrieben: eine Geld-Waschmaschine. Steht ebenfalls in der "Neuen Woche" - und zwar so: "Rechtlich gesehen gehören Tiere nicht zur Familie, sind also auch nicht rechtsfähig. Somit sind Tiere auch nicht erbfähig...So werden Haustiere wie ein Auto oder eine Waschmaschine vererbt."

Für mich gehört auch mein Herrchen Heinz-Peter Tjaden, also dieser Heini am anderen Ende der Leine, nicht zur Familie, trotzdem ist der sowohl rechts- als auch erbfähig. Conchita muss also einen Trick gefunden haben, den Uli Hoeneß, der ebenfalls nicht zu meiner Familie gehört, nicht rechtzeitig entdeckte. Das Hündchen darf deshalb munter weiter erben - wie jede Waschmaschine und jedes Auto ebenfalls...

Freitag, 21. März 2014

Tjaden tappt (IV)

Zweites Regal von unten: Dort steht mein Senioren-Ratgeber
"Zerstreutes Wohnen" ganz rechts.


















Zerstreutes Wohnen nun auch öffentlich

Man kann seinen Hund vor dem Supermarkt vergessen, man kann sich morgens fragen, was für eine Frau neben einem im Bett liegt, man kann ungestört die "Senioren-Bravo" lesen: Zerstreutes Wohnen ist besser als betreutes Wohnen. Das wissen bereits viele über 70-Jährige, die meinen Ratgeber gelesen haben.

Seit heute steht dieses einzigartige Werk im öffentlichen Bücherschrank der Stadt Burgdorf. Wer zuerst kommt, liest zuerst. Wenn er den Weg nach Hause findet.

Sollte dieses Buch bereits weg gegriffen worden sein: Der Uli hat in der Nähe eine Buchhandlung. Steht "Wegeners" drüber...Einfach einen unter 70-Jährigen nach dem Weg fragen. 

Dienstag, 18. März 2014

Tjaden tappt (III)






Er klappt auf, er klappt zu: Kein Schrank in Burgdorf wird so oft geöffnet und wieder geschlossen wie dieser. Er steht neben Aldi in der Marktstraße. Er ist ein öffentlicher Bücherschrank. Jemand stellt Bücher hinein, ein anderer nimmt Bücher heraus. Das klappt nach knapp zwei Wochen bereits vorzüglich.

Ich habe es getestet: Vorigen Dienstag vergrößerte ich den Bücherbestand um drei meiner Broschüren "Von Bachnoten und Bachblüten". Die waren schon am Mittwoch weg. Meine Erzählungen hatten neben Simmels Bestseller "Es muss nicht immer Kaviar sein" gestanden. Auch diesen Roman gab es nicht mehr in diesem öffentlichen Bücherschrank.

Diesen Dienstag ging es noch schneller. Vor dem Einkauf stellte ich "Giftcocktail Körperpflege" von Marion Schimmelpfennig in den Schrank. Als ich den Supermarkt fünf Minuten später wieder verließ, hatte jemand dieses Buch mit Warnungen vor den Werbelügen der Kosmetik- und Schönheitsbranche schon mitgenommen.

Auch in anderen Städten und Gemeinden sollen bald öffentliche Bücherschränke stehen. Das liest sich doch gut...

Samstag, 15. März 2014

Dieser Jagdterrier















Sah was auch die "Neue Woche" sah

Das ist mir am verkaufsoffenen Sonntag in Burgdorf ebenfalls aufgefallen. Alle, die auf den Beinen waren, hatten auch welche. Schöner als die "Neue Woche" hätte ich es aber niemals ausdrücken können. Die drückte es in der Ausgabe vom 15./16. März 2014 so aus: "Da hatte der Wettergott offensichtlich etwas gut zu machen. Nachdem im letzten Jahr der 1. Verkaufsoffene Sonntag mit Schneeregen und eisigen Windböen zu kämpfen hatte, hätte es zum Auftakt in diesem Jahr nicht besser sein können. Strahlender Sonnenschein und milde Temperaturen lockten dann auch alles, was Beine hat, in die Innenstadt."

Die "Neue Woche" musste sich deshalb durch die City schieben, und zwar "teilweise" und "fast". Über eines der anwesenden Beine ist sie aber nicht gestolpert. Es ist noch einmal alles gut gegangen - besonders das Wetter, das etwas gut zu machen hatte.

Gut fand ich auch die Überschrift "Frühlingssonne versüßt Verkaufsoffenen Sonntag". Trotzdem ist nicht alles Blume, was blühen soll, erfuhr ich auf Seite 11. Denn: "Ein grüner Daumen allein reicht nicht aus." Der Gärtner muss auch unter der Erde liegen. Das ist - so die "Neue Woche" - das Geheimnis des "Gärtnerglücks". Tote Gärtner düngen besonders gut und geben so "dem lebenden Grün die besten Startchancen". Die "Neue Woche" hat das natürlich viel schöner ausgedrückt als ich: "Das Geheimnis des Gärtnerglücks liegt in der Erde." Ruhe sanft, wenn es dem Blühen der Blumen dient.




Donnerstag, 13. März 2014

Tjaden tappt (II)

Hier hält die Staatsanwaltschaft von Hannover ihre Dackel.
Foto: Heinz-Peter Tjaden















Gestern hat die niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz von den Grünen den Gang nach Kann-Hossa angetreten. Nach Berlin mitgenommen wurde sie von Oberstaatsanwalt Jörg Fröhlich aus Hannover und von Generalstaatsanwalt Frank Lüttig aus Celle. Vor dem Innenausschuss erkannte die Ministerin pflichtgemäß keine "eklatanten" Fehler ihrer Vorgesetzten, bei der anschließenden Flucht sah die Ministerin wieder reichlich mitgenommen aus. Fröhlich und Lüttig aber nicht. Die hatten Niewisch-Lennartz in die Mitte genommen, sonst wäre sie bei zufälligen Begegnungen mit Journalisten möglicherweise doch noch umgefallen. Nach Hannover zurückgekehrt, wurde die Ministerin in ihr Büro gebracht, wo sie sogleich weitere Texte von Fröhlich und Lüttig auswendig lernt, die sie vor dem Untersuchungsausschuss des niedersächsischen Landtages intus haben müsste, falls der Oberstaatsanwalt und der Generalstaatsanwalt einen solchen Ausschuss genehmigen.

Jörg Fröhlich ist zwar noch nicht lange Chef der Staatsanwaltschaft von Hannover, genehmigt wird ihm aber schon alles. Bei Pressekonferenzen darf der bereits sagen, was ihm in den Kram passt, wird er der Lüge überführt, wird er von Lüttig wieder raus gehauen. Das Bundestagsbüro von Sebastian Edathy ist versiegelt worden, wenn Fröhlich das behauptet, da können noch so viele Redakteure aus eigener Anschauung anderes berichten, was Oberstaatsanwalt und Generalstaatsanwalt behaupten, das stimmt laut Justizministerin sowieso immer. Die Dackel, die von der Justiz am Waterlooplatz 1 in Hannover gezüchtet werden, sind immer gehorsam. Die dackeln alles.

Da kann der Innenausschuss der Deutschen Bundestages so fassungslos sein wie er will - in Hannover fällt nichts aus dem Rahmen - das Justizministerium hält auf Geheiß alles zusammen. Wahrscheinlich sind dreieinhalb Monate zwischen Hinweis und Wohnungsdurchsuchung auch nur deshalb vergangen, weil der Lokalredakteur vorher keine Zeit für Fotos hatte. Die Sonntagszeitung, die genüsslich aus der Ermittlungsakte zitierte, musste auch noch informiert werden. Das dauert. Weiß ich aus eigener Erfahrung.

Wie die aussieht, können Sie in vier Flugblättern nachlesen - hier klicken.

Dienstag, 11. März 2014

Tjaden tappt












Burgdorf hat die Zeit geschrumpft: Vor elf Jahren habe ich die Redaktion der "Neuen Woche" verlassen, um weiterem Mobbing der Verlagsleitung zu entgehen. Ich kehrte nach Wilhelmshaven zurück, wir gründeten dort eine Wochenzeitung, ich half meiner Mutter bei der Pflege meines Vaters, die sich auch noch um Haus und Garten kümmern musste, bis sie selbst ein Pflegefall wurde. Sie starb vor 13 Monaten. Nach dem Tod meiner Eltern war für mich die Rückkehr in die Region Hannover beschlossene Sache.

Die Wohnungen, die mir in Hannover angeboten wurden, waren viel zu teuer oder so begehrt, dass ich aus der Warteschlange gar nicht wieder herausgekommen wäre. Also inserierte ich im "Marktspiegel", eine Vermieterin aus Burgwedel schrieb mir eine mail und machte mir ein Wohnungsangebot. Das nahm ich am 8. Februar an. Danach pendelte ich noch eine Zeitlang zwischen Wilhelmshaven und Burgwedel hin und her, seit einigen Tagen bin ich hier wieder zuhause. Als besonders schwierig erwies sich die Suche nach einem Geschäft, das Nägel verkauft. In Großburgwedel fand ich keins, bei Ikea bekam ich die Auskunft: "Die haben wir aber nur mit Scharnieren." Nägel ohne Scharniere bot dagegen ein Baumarkt in Burgdorf an.

Was zu knabbern, kaufte ich auf dem Rückweg bei Aldi. Als ich den Supermarkt wieder verlassen hatte, fragte mich ein älterer Herr, ob ich noch für die "Neue Woche" arbeite. Er sei immer noch Mitglied der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) und der Landeskirchlichen Gemeinschaft. Ich verneinte seine Frage, bei der "Neuen Woche" sei ich schon seit elf Jahren nicht mehr. Er schaute mich ungläubig an. Irgendwann hatte dieser ältere Herr wohl die Zeit vergessen - und die "Neue Woche" auch...

Wie oft mir bis zum Ortsausgang "Hallo, Herr Tjaden!" zugerufen worden ist, hätte ich mitzählen müssen. Burgdorf muss die Zeit so sehr geschrumpft haben, dass ich für viele nie weg gewesen bin...




Sonntag, 9. März 2014

Ein Jagdterrier

Verkaufsoffener Sonntag in
Burgdorf.


Entdeckt die erste Gemeinsamkeit

Als Jagdterrier suche ich nie das Trennende, sondern immer nur den Fressnapf. So geht es auch den Sachpreisen, die laut "Neue Woche" vom 8./9. März 2014 nach einem Spieleabend des Tennis-Clubs Grün-Gelb Burgdorf  an die Siegerinnen und Sieger verteilt worden sind. Verteilt wurden demnach "überwiegend kulinarisch orientierte Sachpreise" - und zwar in den "Disziplinen Doppelkopf, Skat, Kniffel und Rommee". Mit der Disziplin habe ich es allerdings nicht so, wenn ich kulinarisch orientiert bin - und das bin ich den ganzen Tag.

Die "Neue Woche" las ich auch an diesem Sonntag in Burgdorf. Die Stadt war verkaufsoffen und meine Ohren waren ebenfalls für jede Meldung dieser Wochenzeitung offen, die auf Seite 3 nicht nur über "kulinarisch orientierte Sachpreise" berichtete, sondern auch über einen 105-jährigen Heimbewohner aus Dachtmissen, der an seinem Geburtstag trotzdem "keine 100 Kerzen" bekam, sondern "eine große". Ob bei dieser Großen ebenfalls fünf Teile fehlten, verriet die "Neue Woche" nicht, nur so viel: "...und das Gesicht des Jubilars strahlte mindestens ebenso hell." Strahlte so hell wie was?

Mir dagegen verging in Burgdorf das Strahlen. Als bildhübscher Jagdterrier habe ich mich bislang überall in den Mittelpunkt gepfotet, niemand würdigte den Heini am anderen Ende der Leine, also diesen Heinz-Peter Tjaden, auch nur eines Blickes. Das war an diesem Sonntag anders. Alle grüßten diesen Heini und freuten sich angeblich ihn zu sehen - niemand schob mir ein Leckerli zwischen die Zähne. Ich war also vergeblich kulinarisch orientiert.

Dieses Burgdorf ist offenbar ein seltsames Städtchen. Dort sind nicht nur die Sachpreise kulinarisch orientiert, dort hat ein 105-Jähriger nicht nur 100 Kerzen auf der Torte, sondern gar keine, dort werden auch alle Vorhänge geöffnet, wenn ein Theater gastiert. Steht ebenfalls auf Seite 3 der "Neuen Woche". Kaum erscheint jemand auf einer Bühne, rennen alle Burgdorferinnen und Burgdorfer durch ihre Häuser und Wohnungen, um alle Vorhänge zu öffnen. Glauben Sie nicht? Ein gewisser Johnny B. macht das laut "Neue Woche" jedenfalls. Las ich ebenfalls auf Seite 3: "Johnny B. öffnet seine Vorhänge für die Vorstellung ´Benny passt auf´..."

Dann kam schon wieder jemand, der mit diesem Heini am anderen Ende der Leine plaudern wollte. Dafür öffnete ich nicht alle Vorhänge - ich schloss meine Augen.

Montag, 3. März 2014

Der Jagdterrier















Mike Tjaden liest die Neue Woche

Ich bin nicht nur der erste terrieristische Schriftsteller auf diesem von viel zu vielen Katzen bevölkerten Planeten, sondern auch ein eifriger Zeitungsleser. Als ich noch an der Nordsee wohnte, las ich die "Wilhelmshavener Zeitung", als Burgwedeler Jagdterrier werde ich die "Neue Woche" lesen, obwohl es die in diesem Ort nicht gibt. Ich muss also immer weit laufen, um ein Exemplar zu erpfoten. Gestern bis nach Burgdorf.

Solche Spaziergänge sind gesund - und lehrreich wegen der "Neuen Woche" noch dazu. Auch für Überraschungen ist diese Wochenzeitung gut. Dieses Mal schon auf Seite 1. Berichtet wird über verschwiegene Erhebungsbeauftragte, die in den nächsten Monaten Haushalte befragen werden. Die Ergebnisse sollen nicht verraten werden, vermute ich mal und komme auch auf Seite 2 aus dem Staunen nicht heraus. Dort steht: "Die Orgel spielt Werke von J. S. Bach und E. Mendelsohn." Woanders braucht man dafür noch Menschen...

Auf Seite 3 wird verstümmelt. Nicht nur der Text: "Am Samstag, 1. März, findet um 11 Uhr im B-Punkt der Vortrag des Vereins Lebendige Kommunikation ´Genitalverstümmelung schmerzt ein ganzes Leben lang´ statt." Alles schief geht auch auf Seite 4: "Mit dieser Reihe sollen Impulse gegeben werden für neue Ideen des Zusammenlebens und Wege, um die Lebensqualität zu erhalten, auch wenn das Alter anders verläuft, als es geplant war." Die Überschrift lautet: "Thema: Alter und Demenz." Den Rest kann man glatt vergessen.

Deswegen nur noch dieses Zitat: "Neben den Berichten wird ein Kassenprüfer und ein neuer Kassenwart gewählt." Da habe ich gar keine andere Wahl mehr: Ich zimmere die "Neue Woche" in eine Zimmerecke und meine Hütte weiter...

Verkaufsoffener Sonntag in Burgdorf