Das Corona-Schild zur Ausgangssperre. |
Kaffee trinke ich neuerdings in einem Burgdorfer Supermarkt. Dort, wo der Leergutautomat steht, steht auch der Kaffeeautomat. Kaffee aus der Schweiz. Ein Euro. Sehr lecker. Und sehr heiß.
Zwei Frauen albern herum, bestehen auf einen Abstand von einem Meter 50, eine Verkäuferin macht den Leergutautomaten sauber. Sie erzählt mir, dass sie ab nächster Woche an der Kasse hinter Plexiglas sitzt. Hinter ihr steht ein Kunde mit einer Getränkekiste. Er hat Zeit.
Eine Mutter empört sich über die Lehrerin ihres neunjährigen Kindes. "Die hat Zeitungen in den Unterricht mitgebracht. Sie las den Kindern Berichte über das Corona-Virus vor. Neunjährigen Kindern! Mein Kind kann seitdem nachts nicht mehr schlafen."
Die Verkäuferin hat ihre Arbeit beendet. Zwei offenbar eng befreundete Mädchen verlassen den Supermarkt. "Hier müssen wir keinen Abstand mehr halten", sagt die eine etwa Zwölfjährige zur anderen.
Deswegen droht der niedersächsische Innenminister mit einer Ausgangssperre?, frage ich mich. Denn inzwischen kenne ich die Corona-Schlagzeilen der im Supermarkt angebotenen Zeitungen. Ein Bekannter, den ich lange nicht mehr gesehen habe, fragt mich nach meinem Hund. "Der ist tot", sage ich und hoffe, dass niemand mithört. Wie leicht entsteht in einer Kleinstadt ein Gerücht. "In Burgdorf soll es den ersten Corona-Toten geben", könnte es lauten.
Doch auch die Verbreitung von Gerüchten ist inzwischen verlangsamt. In der Stadt ist kaum jemand. Da auch die Buchhandlungen und die Bücherei geschlossen sind, hat eine Burgdorferin Bücher dabei, mit denen sie den öffentlichen Bücherschrank in der Marktstraße füttern will. "Lesefutter für die Ausgangssperre", sagt sie. Der Abstand zwischen uns beiden beträgt keine 30 Zentimeter.
Ab morgen werde ich meine sozialen Kontakte einschränken, denn in den Nachrichten habe ich gerade gehört, dass sich die Bundesregierung am Wochenende genau anschauen will, wie wir uns verhalten.
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