Jede und jeder von uns hat irgendwann einmal einen Aufsatz mit dem immer wieder originellen Thema "Mein schönstes Ferienerlebnis" geschrieben. Obwohl uns klar war, dass der Deutschlehrer lediglich Urlaubstipps sammelte, gaben wir uns große Mühe. Ab 14 verschwiegen wir einige schöne Ferienerlebnisse. Deshalb mussten solche Aufsätze ab 15 nicht mehr geschrieben werden. Der Klassiker wurde von den hinlänglich bekannten Klassikern abgelöst: Schiller, Goethe, Lessing, Brecht und Böll.
Aber: Hat schon einmal jemand einen Aufsatz mit dem Thema "Mein schönstes Spinnenerlebnis" geschrieben? Alles klar, ich bin der Erste. Hier mein Aufsatz:
Einleitung
Zu meiner Wohnung gehört auch ein Wohnzimmer mit Fernseher, Schreibtisch, zwei Tischen, Stühlen und einem Sofa. Auf dem Sofa sitze ich, wenn ich ein Buch oder die Zeitung lese. Das Zimmer ist 2,40 Meter hoch. Die Decke ist weiß. Bevor ich die Zeitung oder ein Buch lese, koche ich mir einen Tee.
Hauptteil
Da ich den Tee selbst gekocht habe, schmeckt er vorzüglich. Ich nehme die Zeitung, die auf dem Tisch liegt und mir etwas über das "Vermögen von Merz" erzählen will. Merz ist ein Politiker, der Vorsitzender der CDU werden will. Er ist ziemlich reich und hat den Job eigentlich nicht mehr nötig. Er würde auch ohne dieses Amt nicht verhungern. Er muss also andere Gründe haben.
Ich schlage die Zeitung auf und vertiefe mich in die Lektüre. Plötzlich läuft eine Spinne über den Artikel, der im November vom Merz handelt. Die Spinne verweilt eine Weile auf der Seite, läuft ein bisschen hin und her, dann zieht sie ihr Seil wieder ein und kehrt zur Decke zurück.
Schluss
Ohne Spinne ist die Zeitung besser lesbar. Ob ihr schneller Rückzug bedeutet, dass sie sich für Merz nicht interessiert, weiß ich nicht. Nach meiner Kenntnis gibt es keine Spinnen, die reden können.
Anmerkungen des Lehrers
Sprachlicher Ausdruck: zufriedenstellend
Schrift: gut lesbar, wahrscheinlich Verdana
Kritik: Origineller Text aus der Tier- und Medienwelt, die in diesem Aufsatz vorübergehend eine Einheit bilden, bis es wieder zur Trennung kommt. Der Text leidet ein wenig unter der fehlenden näheren Beschreibung der Spinne. Man wüsste z. B. gern, ob diese Spinne giftig oder nicht giftig war.
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